Tausende Wildtierarten zählen inzwischen zu den gefährdeten Spezies, ob es nun der Afrikanische Waldelefant, diverse Haiarten oder Eisbären sind. Erderhitzung, Flächenfraß, Überfischung samt Wilderei machen ihnen und weiteren Arten das Überleben schwer. Der WWF Österreich macht in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen Verlierer des Jahres 2021 aufmerksam, insgesamt werden weltweit über 40.000 von etwa 142.500 erfassten Tier- und Pflanzenarten auf der Roten Liste geführt.
Die Zahl der als bedroht eingestuften Arten ist höher als je zuvor, berichtete die NGO am Mittwoch in einer Aussendung und warnte daher vor einer "katastrophalen Zuspitzung des weltweiten Artensterbens". Bis zu einer Million Arten könnten in den nächsten Jahrzehnten aussterben, wenn keine Trendwende erfolgt, daher tritt die Umweltschutzorganisation für einen nationalen und globalen Naturschutzpakt ein. "Die neue Biodiversitätsstrategie in Österreich und ein global verbindliches Artenschutzabkommen müssen ambitioniert und verbindlich werden, um unsere Lebensgrundlagen zu sichern", fordert Georg Scattolin, Programmleiter International des WWF Österreich.
So zeigt die Jahresbilanz auch da Lichtblicke und tierische Gewinner, wo Menschen intensiv Natur- und Artenschutz betreiben. Der heimische Seeadler sei da ein Paradeeispiel, aber auch dem dem Iberischen Luchs, einer der seltensten Katzen der Welt, geht es besser und den nepalesischen Panzernashörnern. Der Fund von Jungtieren des Siam-Krokodils in Kambodscha erstmals seit über zehn Jahren wurde vom WWF sogar als eine echte Überraschung bezeichnet. "Die tierischen Gewinner geben Hoffnung. Sie zeigen, was in Zeiten von Artensterben, Klimakrise und Pandemien möglich ist", lautet das Resümee von Scattolin.
Insgesamt aber sei der Verlust an Artenvielfalt und die Erderhitzung die immer stärkeren Folgen der Ausbeutung unseres Planeten: "Ist die Erde krank, werden es auch die Menschen", erklärt Scattolin unter Hinweis auf die Notwendigkeit vitaler Ökosysteme und die Artenvielfalt für das eigene Überleben. Dieses Überleben ist für Afrikanische Waldelefanten weiter nicht gesichert: 2021 führen die in den Regenwäldern Zentral- und Westafrikas beheimateten Tiere die Rote Liste nun als "vom Aussterben bedroht" an. Die Bestände brachen um mehr als 86 Prozent innerhalb von 31 Jahren ein.
Nicht viel besser ist die Lage der Haie und Rochen, ein Drittel aller Arten gilt laut Roter Liste seit heuer als bedroht. Überfischung ist der Hauptgrund für den Rückgang der Bestände, aber auch Lebensraumverlust und die Klimakrise machen die Situation prekär. Selbiges gilt auch für die Eisbären: Die Sommer der vergangenen Jahre brachten Rekordtemperaturen über den arktischen Landmassen. Die Klimaerhitzung verläuft in der Arktis dreimal so schnell wie im globalen Durchschnitt. 2035 könnte der arktische Ozean im Sommer erstmalig komplett eisfrei sein. Laut Studien würden bis 2100 die meisten Eisbärpopulationen zusammenbrechen.
Bergab geht es für zahlreiche, auch vom Menschen genutzte Fischarten, so kam es etwa in der westlichen Ostsee zu einer Dorsch-Apokalypse. Der Bestand ist durch Überfischung und die Klimakrise zusammengebrochen. Auch Wanderfischarten, die lange Strecken zwischen Meer und Bächen zurücklegen, geht es schlechter. Dabei waren Lachs, Stör und Huchen früher bei uns weit verbreitet. Durch Flussverbauung, Wasserkraftwerke, schlechte Wasserqualität und Überfischung sind die Bestände europäischer Wanderfische seit 1970 um 93 Prozent eingebrochen.