Für die Produktion einer Tonne Fleisch werden derzeit 1,7 Tonnen Soja erzeugt und 6600 Quadratmeter Regenwald gerodet. Der weltweite Konsum hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt und erreichte 2018 bereits 320 Millionen Tonnen. Zahlen wie diese finden sich in der neuen Ausgabe des "Fleischatlas". Klimaschutz wird ohne reduzierten Fleischkonsum nicht möglich sein, warnen die Herausgeber Global 2000 und Vier Pfoten.
Die beiden NGOs zeichnen sich für die Publikation der österreichischen Version verantwortlich. Österreich liegt beim Fleischverbrauch im europäischen Vergleich mit 93,8 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2019 ganz vorne. Gegessen wurden aber nur 62,6 Kilogramm davon, der Rest gilt als Schlachtabfall in Form von Knochen und Sehnen oder er wird zum Beispiel als Tierfutter verwendet. Weiterhin dominiert das Schwein den rot-weiß-roten Teller, von dem im Schnitt 36,4 Kilogramm konsumiert wurde.
Große Unterschiede zwischen Mann und Frau
Der "Fleischatlas" liefert auch Zahlen zur Häufigkeit des Konsums nach Alter und Geschlecht und da zeigen sich durchaus große Unterschiede. So konsumieren Männer bis 30 Jahre ihr Fleisch mit 58 Prozent dreimal so häufig täglich wie dies Frauen über 60 Jahren mit nicht einmal ganz 18 Prozent tun. Verzicht ist hingegen ein Minderheitenprogramm: "Vegetarisch ernähren sich Umfragen zufolge etwa vier Prozent der österreichischen Bevölkerung, vegan circa ein bis zwei Prozent", wird im "Fleischatlas" berichtet.
Der weltweite Konsum müsste jedoch dringend reduziert werden, lautet der gemeinsame Schluss der beiden Umweltschutzorganisationen. Denn Rind, Schwein, Huhn oder Schaf und Ziege sei das Lebensmittel mit der höchsten Klimabelastung. Der aktuelle Fleischatlas 2021 warnt jedoch, dass es weltweit kein einziges Land mit einer nachhaltigen Strategie zur Reduktion von Konsum und -produktion gibt. Somit gibt es auch in Österreich keinen vorgezeichneten Weg aus dem Nutztierverzehr.
Dabei gingen mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Emissionen in Österreich auf das Konto der Nutztierhaltung, ohne hier die Abholzung des Regenwaldes und den Import von Fleisch aus anderen Ländern überhaupt zu berücksichtigen. Man sei außerdem auf den Import eiweißreicher Futtermittel wie vor allem Soja, für die Tiere angewiesen. In Summe erzeuge die Ernährung der Österreicher rund 12,5 Millionen Tonnen CO2 und damit 500.000 Tonnen mehr als der Personenverkehr auf den Straßen Österreich.
Dauer-Rabattaktionen bei Fleisch
Das Verbot von Rabattaktionen bei Fleisch, die Förderung pflanzlicher Alternativen, vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung, und eine Gesetzgebung, die Umweltschutz, Tierwohl und eine faire Entlohnung für Landwirte enthalte, nannte Global 2000 in diesem Kontext als Möglichkeiten zur Konsumreduktion. "Denn die derzeitige Preise für Fleisch bilden die Kosten der Produktion bei weitem nicht ab", so Dagmar Gordon, Leiterin der Abteilung für Biodiversität , Landwirtschaft, Ernährung und Chemie in der NGO.
"Weniger Nutztiere, aber in besserer Haltung", wäre laut Eva Rosenberg von Vier Pfoten das richtige Motto. Aus Umfragen wisse man um den hohen Stellenwert von Tierschutz in Österreich, dem die Politik aber keine Rechnung trage: "Vor allem die gesetzlichen Standards in der Schweinehaltung sind eine Schande. Das System Fleischindustrie stützt sich vor allem auf Massenproduktion und Preisdruck".