Was für ein unglaublicher Mann. Die blonden Haare zerzaust, das verschmitzte Lächeln so unverschämt ins sonnengebräunte Gesicht gehängt, dass man nicht wegschauen kann. Als Matrose Ned Land hat Kirk Douglas in „20.000 Meilen unter dem Meer“ eine seiner unvergesslichen Performances abgeliefert: ein unverfrorener Draufgänger mit gestähltem Körper und dem Herz auf der Zunge, ein vor Männlichkeit fast platzender Bruder Leichtfuß unter dem Meer.
Douglas, zum Zeitpunkt des Filmdrehs schon 37 Jahre alt, konnte solche Typen verkörpern wie kein anderer – eisenharte, listige Mannsbilder mit solidem Nervenkostüm wie der Odysseus oder der Wikingerprinz Einar. War Gary Cooper der Inbegriff des „starken, stillen“ Typen, war Kirk Douglas der „starke, lärmige“ Typ.
In den Filmen von Regiegroßmeister Vincente Minnelli lief Douglas zur absoluten Hochform auf: Sein Porträt des Filmproduzenten in „Stadt der Illusionen“ ist ebenso unvergänglich wie sein Vincent van Gogh in „Ein Leben in Leidenschaft“, den er als dünnhäutiges, lebensunfähiges Genie zeichnet, während der alternde Schauspieler Jack in „Zwei Wochen in einer anderen Stadt“ viel Platz für uneitle Selbstreflexion ließ.
In Stanley Kubricks „Spartacus“ zog Kirk Douglas die Quersumme aus all diesen Rollen. Die Geschichte eines nach Freiheit dürstenden Sklaven versammelt alle Abgründe und lichten Höhen seiner Charaktere. Kubrick entdeckt die Geschichte nicht in den Massen- und Kampfszenen, sondern allein im ausdrucksvollen Gesicht von Douglas.
Aus einfachen Verhältnissen
Der politisch wie die meisten Hollywoodgrößen seiner Zeit eher links stehende Douglas stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Was ihn lehrte, sozial zu denken. „Wir waren sehr arm, aber wenn ein Landstreicher an die Tür klopfte, um um etwas zu essen zu bitten, hat meine Mutter immer irgendetwas gefunden.“
Douglas stemmte sich gegen die Kommunistenhatz des Kalten Krieges mit ihren Arbeitsverboten gegen missliebige Künstler wie den Drehbuchautor Dalton Trumbo, er trat aktiv gegen Zensur und Verfolgung auf. Ein Engagement, das ihn im Alter stolzer gemacht hatte als alle seine Rollen, wie er angab.
Dass er 1996 „nur“ einen Ehrenoscar und trotz dreier Nominierungen nie einen echten Schauspieloscar erhalten hat, ist ein grober Schnitzer der Academy. Im hohen Alter witzelte Kirk über seinen enorm erfolgreichen Sohn, dass er Gefahr laufe, dass man sich seiner nur mehr als „Vater von Michael“ erinnern werde. Eine Gefahr, die nie wirklich bestand. Auch wenn er im Alter kaum mehr bedeutende Filme machte, ist am Legendenstatus dieses Mannes nicht zu rütteln. Mit Kirk Douglas stirbt die letzte verbliebene Ikone des klassischen Hollywood. Eine Ikone, die auch ein grandioser Schauspieler war. Mit seinem Tod ist eine ganze Ära zu Ende gegangen.