Man lernt nie aus. Zum Beispiel, dass auch Roboter Pflegefälle werden können. Dann Svenja (18) und Oliver (22) gefragt. Für die beiden Mechatroniker-Lehrlinge sind Roboter als Arbeitskollegen längst eine Selbstverständlichkeit. Und ihr Job in der Instandhaltung ist es, auf die technischen Bedürfnisse ihrer funkernsprühenden Mehrarm-Mitarbeiter – die in ihrem obersteirischem Industriebetrieb schon vor Jahren Fließbandschweißer ersetzt haben – einzugehen. „Wir gelten zwar als Arbeiter, aber wir arbeiten das meiste mit dem Kopf, für die körperliche Arbeit sind die da“, sagt Svenja Waltl mit einer Selbstverständlichkeit.
Während also die ältere Gerneration im Feilschen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern an Ritualen aus dem letzten Jahrhundert festhält und Professoren über Industrie 4.0 referieren, scheint die Jugend längst in einer vernetzten Arbeits-Wirklichkeit angekommen, die wahlkämpfende Politiker so gerne vorgeben, fernhalten zu wollen.
Jugendliche aus der Steiermark erklären im Wordrap, was ihnen fürs spätere Berufsleben wichtig ist:
Svenja und Oliver gehören zu jener immer größer werdenden Gruppe, die mit 14 zunächst eine schulische Laufbahn eingeschlagen haben, und erst danach eine Lehre begannen. „Spinnst du?“, war damals die erste Reaktion seiner Kollgen, mit denen Oliver in Raumberg maturiert hat, als er ihnen eröffnete, dass er nicht mit ihnen studieren gehen wolle. „Doch es war die richtige Entscheidung“, ist er ebenso überzeugt wie Svenja, die nach der vierten Klasse HTL („ich war das einzige Mädchen in der Klasse, aber das war mir egal“) auf eine Technik-Lehre umgestiegen ist.
„Ich finde, mit 14 sind die meisten noch zu unreif, um zu wissen, was sie wollen. Aber oft auch zu unreif, um zu kapieren, dass in der Arbeit kleine Scherze wie seinerzeit in der Schule ernsthafte Folgen haben können “, sieht Svenja Vorteile, in der Lehrwerkstatt schon zu den Älteren zu gehören. Während die beiden also ihre Berufsentscheidung ein paar Jahre später eigenständig, wie sie betonen, geändert haben, spielen laut der aktuellen steirischen Jugendstudie die Eltern in der Schul- und Berufswahl noch immer eine maßgebliche Rolle. 92 Prozent diskutieren dies mehr oder weniger intensiv mit den Eltern aus. Doch während bei der letzten Studie 2014 noch jeder fünfte Jugendliche angab, dass ausschließlich die Eltern die Berufswahl bestimmen, war dies heuer „nur“ noch bei elf Prozent der Fall.
Spannend: Wie schon 2014 lässt sich noch immer ein Viertel der Jugendlichen von Vorbildern in Film und Fernsehen in der Berufswahl beeinflussen. Die TV-Doktoren lassen grüßen.
Was die explizite Wahl des Arbeitsplatzes betrifft, bestätigen sowohl Svenja und Oliver, als auch die mehr als 2250 befragten Jugendlichen den Trend der Zeit: Es sind die „weichen Faktoren, die zählen. So haben die Entscheidungskriterien, „gutes Betriebsklima“, „sicherer Arbeitsplatz“ und „Work-Life-Balance“, die auch schon 2014 meilenweit vor Faktoren wie Entlohnung und Aufstiegsperspektiven lagen, in der aktuellen Studie sogar noch einmal zugelegt in der Bedeutung für die Jugendlichen. Oder wie Oliver Stieg sagt: „Wenn du dich in der Arbeit nicht wohlfühlst, hilft das ganze Geld nichts.“
Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen war wohl in keiner Studienfrage größer als bei der Frage zu potenziellen Unternehmensgründungen. Zwar können sich (wie schon 2014) mehr als 40 Prozent der Befragten vorstellen „irgendwann einmal“ selbstständig zu sein. Doch fast dreimal so viele Burschen (13,9 Prozent) wie Mädchen (5,3 Prozent) haben „fix vor, in den nächsten zehn Jahren ein Unternehmen zu gründen“. Svenja, die – wie man früher gesagt hätte – einen Männerberuf ausübt, hat dafür eine klare, unverblümte Erklärung: „Wir Frauen sind viel zu oft Hosenschei*er, die zu lange nachdenken, warum was nicht geht. Männer machen einfach.“