Entlang der Straßen hängen Plakate, die Jobbörsen sind voll mit Anzeigen, Firmenautos zieren Aufschriften. Sie alle sagen: „Komm in unser Team!“ Aktuell können sich Jobsuchende und Absolventen aussuchen, wo sie arbeiten möchten. Gewisse Qualifikationen vorausgesetzt. Der Arbeitsmarkt in der Steiermark hat sich nach Abklingen der Coronapandemie, trotz Ukraine-Kriegs, äußerst rasch erholt.
Das spiegelt sich auch in den aktuellen Arbeitslosenstatistiken wider: Die Arbeitslosenquote liegt in der Steiermark aktuell bei rund 4,7 Prozent. Regional liegt sie deutlich darunter. In Regionen wie Weiz, Gleisdorf, Murau aber auch Liezen, Südoststeiermark und Hartberg-Fürstenfeld sprechen die Experten bereits von Vollbeschäftigung, da die Arbeitslosenquote jeweils unter 3,5 Prozent liegt. In Graz und Graz-Umgebung ist die Arbeitslosenquote mit 5,9 höher, ebenfalls in Bruck-Mürzzuschlag mit 5,4 Prozent. Gleichzeitig gibt es in den letzten Monaten ein Allzeithoch an offenen Stellen in der Steiermark zu verzeichnen.
Betriebe wollen ausbilden. Laut einer jährlichen österreichweiten Befragung von rund 4000 Betrieben („Fachkräfteradar IBW 2022“) im Auftrag der WKO bestehen die häufigsten und größten Rekrutierungsschwierigkeiten bei Lehrabsolvent:innen, nicht zuletzt, weil die absolute und relative Zahl an Erwerbspersonen mit Lehrabschluss seit Jahren rückläufig ist. Rund die Hälfte der Betriebe gab an, sie würden mehr Lehrlinge ausbilden, wenn sie dafür ausreichend geeignete und interessierte Jugendliche finden könnten.
Der Fachkräfteradar zeigt eine weitere Entwicklung auf: In der Steiermark haben sich die Mangelberufe innerhalb nur eines Jahres verdoppelt: Bereits 155 Berufe verzeichnen demnach einen durchschnittlichen Stellenandrang von unter 1,5 (Grenzwert für Mangelberufe), 2021 waren es 74. „Wir sehen hier eine dramatische Verschärfung der Situation“, mahnt der steirische Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk und fordert von der Politik Maßnahmen.
Im Unternehmen lernen. Die aktuellen Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die steirische Wirtschaftsleistung beobachtet man auch beim AMS genau. „Er hat insofern schon jetzt einen negativen Einfluss, als dass mancherorts zusätzliche Aufträge nicht angenommen oder – wie etwa im Gastgewerbe – bestehende Angebote eingeschränkt werden“, sagt Karl-Heinz Snobe, Geschäftsführer des AMS Steiermark, im Interview mit der Kleinen Zeitung. Ein wichtiger Hebel gegen den Fachkräftemangel sieht Snobe in der arbeitsplatznahen Qualifizierung. Dabei können Unternehmen in Kooperation mit dem AMS und Schulungsanbietern Ausbildungsprogramme erstellen, die sich an den Anforderungen des künftigen Arbeitsplatzes orientieren.