Obwohl die dramatische Bevölkerungsentwicklung seit Jahren absehbar sei und die Wirtschaftskammer ebenso lang auf die unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen hinweise, sei die volle Tragweite des Themas in der Landespolitik bis heute nicht angekommen, mahnt Wirtschaftsbundobmann Jürgen Mandl. Die meisten anderen politischen Handlungsfelder würden an Bedeutung verlieren, wenn es dem Bundesland Kärnten nicht gelinge, den österreichischen Sonderfall einer absehbaren Abnahme der Bevölkerung zu stoppen und umzukehren.

Mandl: „Die Erfolge Kärntens im wirtschaftlichen Aufholprozess der vergangenen Jahre, die positiven Maßnahmen zur weiteren Belebung von Wirtschaft und Export, das Ringen um künftige Gestaltung des Landes wie etwa bei der Kärntner Infrastrukturkonferenz nächste Woche – all das wird obsolet, wenn es hierzulande nicht mehr genügend Menschen im erwerbsfähigen Alter gibt, um die wirtschaftlichen Grundlagen Kärntens aufrechtzuerhalten.“

Laut Statistik Austria würden bereits 2030 im Vergleich zu 2019 fast 40.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter fehlen. Mandl: „Zur Verdeutlichung: Das sind fast so viele Menschen, wie heute im gesamten Handel in Kärnten arbeiten. Iim Gewerbe und Handwerk sind rund 60.000 Personen beschäftigt, in der Industrie 26.000. Ein solcher Aderlass binnen eines Jahrzehnts gefährdet ernsthaft die Wirtschaftsleistung und damit den Wohlstand in Kärnten.“

Aus diesem Grund habe die Wirtschaftskammer, auf Mandls Vorschlag hin, bereits bei ersten demografischen Alarmsignalen im Jahr 2012 das Institut für Höhere Studien Kärnten mit der Erarbeitung einer weiterführenden Studie beauftragt, 2014 noch um das spezielle Thema „Brain-Drain“ erweitert. Mandl: „Diese Vorschläge wurden den jeweiligen Landesregierungen präsentiert und warten großteils auf Umsetzung.“

Mandl appellierte daher an die Landespolitik, das Thema der Bevölkerungsentwicklung an die Spitze der politischen Agenda Kärntens zu setzen.

„Weder Tempo noch Tiefe der bisherigen Anstrengungen sind der Tragweite des Themas angemessen. Wir werden einen gemeinsamen Kraftakt – auch mit Unterstützung der Bundesregierung – brauchen, um diese besondere Herausforderung für unser Land zu bewältigen.“