Anfangs dachte bzw. hoffte man, dass es sich nur um eine kurzfristige Schockstarre handle. Die verschärften Bedingungen bei den Wohnkreditvergaben. Die Kreditinstitute­Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung. Die steigenden Zinsen. Die gestiegenen Kosten für Baumaterial und Grundstücke. Die verzögerten Bauverhandlungen durch Corona.

Auftragsrückgänge im Baugewerbe

Doch jetzt, quasi nach Ende der Starre, wird klar: Für das Baugewerbe ­ziehen bedrohliche Gewitter auf – und das in Form eines dynamischen Auftragsrückgangs besonders im Einfamilien- und Wohnungsbau. 
Der Auftragsrückgang trifft nicht nur die Bauunternehmen selbst. Da sind auch die vollen Lager der Industrie und des Baustoffhandels bei gleichzeitig steigenden Lagerkosten durch die zunehmende Zinsbelastung des Umlaufvermögens.

Die dabei entstehende Hoffnung, dass die Preise sinken könnten, wird wohl nur eine Hoffnung bleiben, da gleichzeitig die Baulöhne durch den Arbeitskräftemangel stark angestiegen sind. Einen positiven Aspekt kann man auch in dieser Situation sehen: Die Bodenversiegelung wird rückläufig werden. Die gleichzeitig steigenden Mieten lassen dennoch vermuten, dass die Schaffung von Eigentum weiter interessant sein wird – hier jedoch mit nachhaltigen Baumaterialien, wie zum Beispiel der Massivhausbau. Damit eine längerfristige Wertsicherung des Eigenheimes gewährleistet werden kann.

Der Tiefbau wird aufgrund langfristiger Projekte wie Koralm- und Semmeringtunnel, intensiven Brückensanierungsmaßnahmen und dergleichen sein Auftragsvolumen halten können. Der Industrie- und Infrastrukturbau sowie die Straßensanierungen haben längere Zyklen. Hier bestehen weiterhin größere Chancen, dahin Kapazitäten zu verlagern. Ein positiver Ausblick.

Fazit

Das Baugewerbe und der Baustoffhandel stehen vor einer radikalen Veränderung. Sie müssen überschüssige Kapazitäten rasch abbauen und das Thema Sanierung von ­bestehenden Bausubstanzen kräftig forcieren. Denn dort gibt es viel Potenzial im Bereich der wärmedämmenden Maßnahmen, Decken, Fassaden, Fenster, Dächer etc. 

© Sissi Furgler Fotografie