Nach einem Angriff der Terrormiliz IS auf ein Ölfeld in Libyen werden ein Österreicher und mehrere weitere Personen vermisst, darunter auch ein Tscheche. Der 39-Jährige Oberösterreicher gehöre zu einer Gruppe von Ausländern, die für eine internationale Ölfeldmanagementfirma arbeitet, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Martin Weiss. Er könnte nun in den Händen der Terrormiliz sein.
Libyens staatliche Ölgesellschaft bestätigte am Samstagabend, dass seit der IS-Attacke auf das zentrallibysche Ölfeld von Al-Ghani am Freitag mindestens sieben Ausländer vermisst werden, neben dem Österreicher und dem Tschechen auch mehrere Philippinos. Der tschechische Außenminister Lubomir Zaoralek nannte auch Bangladesch als Herkunftsland.
Die Angehörigen des vermissten Oberösterreichers wurden laut Weiss informiert und werden betreut. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) habe einen Krisenstab einberufen, dem Vertreter des Außenministeriums, des Innenministeriums und des Verteidigungsministeriums angehören. Auch die österreichische Botschaft in Tunesien ist eingeschaltet, da die Botschaft in Libyen wegen der chaotischen Lage im Land geschlossen wurde.
Keine Evakuierung
Derzeit befinden sich laut Weiss weitere 20 bis 30 Österreicher im Land. Sie arbeiten zum Großteil für Öl- und Sicherheitsfirmen. Alle seien informiert und sich über die gefährliche Situation im Land im Klaren, hätten aber entschieden, trotzdem im Land zu bleiben, daher sei auch keine Evakuierung geplant.
Die IS-Terroristen hatten die Anlage am Freitagnachmittag angegriffen und dabei elf Mitarbeiter getötet, drei davon wurden enthauptet aufgefunden. Nach Angaben eines Militärsprechers zerstörten die Extremisten auch große Teile der Anlage, die bisher rund 44.000 Barrel (Fass zu 159 Litern) Öl am Tag produziert hat.
Die Angreifer, die sich nach ihrer Attacke wieder zurückzogen, sollen aus der Küstenstadt Sirte gekommen sein. Der Geburtsort des einstigen Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi befindet sich seit Februar in den Händen eines libyschen IS-Ablegers.
Das nordafrikanische Land versinkt seit dem Sturz Gaddafis 2011 immer weiter im Chaos. Erst vergangene Woche hatten IS-Kämpfer kurzzeitig zwei weitere Ölfelder nahe Al-Ghani erobert. Die Jihadisten nutzen den Streit zweier konkurrierender libyscher Regierungen für ihren Vorstoß im Land.