Im Vorfeld der türkis-grünen Koalitionsverhandlungen war immer wieder gerätselt worden, ob die Wiener Grünen unter Birgit Hebein, die dem linken Flügel zugerechnet wird, tatsächlich einem Schulterschluss mit der nach rechts abgedrifteten ÖVP unter Sebastian Kurz eingehen würden. „Nie und nimmer“, prophezeiten zahlreiche Politikbeobachter. „Dann verhaut sie sich die Chancen auf ein ordentliches Ergebnis bei der Wien-Wahl im Herbst.“
Hebein stellte in informellen Gesprächen im Herbst von Beginn an klar, dass sie von solchen taktischen Überlegungen nichts halte und, sollten die Bedingungen stimmen, zu dem Wagnis bereit wäre. Durch einen direkten Draht zum Bund würden die Grünen wenige Monaten vor der Wien-Wahl, so ihr Kalkül, mehr profitieren, als eine solche Koalition ihnen Schaden zufügen würde.
Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein. Noch liegt nicht das Endergebnis vor, die Grünen dürften bei der Wahl das zweitbeste, wenn nicht sogar das beste Ergebnis bei einem Urnengang in Wien erzielt haben. Eine Debatte, ob Werner Kogler oder Birgit Hebein an einem allfälligen Debakel schuld sind, also der Schulterschluss mit Kurz oder die falsche Spitzenkandidatin, ist damit vom Tisch.
So gesehen können der Vizekanzler, aber auch der Bundeskanzler in diesen Tagen durchatmen.