Dass die Wichtigkeit des Spitzenkandidaten unter allen Parteien bei HC Strache vom Team Strache am höchsten ist, dürfte niemanden überraschen. 87 % der eigenen Wähler empfanden Strache als sehr wichtig für die Wahlentscheidung. Danach folgt mit deutlich niedrigeren 39 % Michael Ludwig. Abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt Christoph Wiederkehr von den NEOS.
Das wichtigste Motiv unter den Nicht-Wählern heuer keine Stimme abzugeben, war Politikverdrossenheit. Auch gaben einige gesundheitliche Gründe an. Hier dürfte auch die Angst vor einer Ansteckung mit Corona eine Rolle gespielt haben.
Hier sehen Sie die Top 5 der Wahlmotive, die für und gegen die Parteien sprachen:
SPÖ
Das Top-Argument für die Wahl der Wiener Roten: 46 % geben an, dass die Partei unter Michael Ludwig gute Arbeit geleistet habe. Größtes Contra-Argument ist das Wahlprogramm. 20 % gaben an, dass sie die SPÖ deswegen nicht gewählt hätten. Auch Pamela Rendi-Wagner findet sich, zwar mit nur 7 % aber dennoch, unter den Contra-Argumenten. Zudem zeigt sich, dass die Grünen der SPÖ einen Teil ihrer Wählerschaft abspenstig machen: 12 % gaben an, dass sie die SPÖ nicht gewählt haben, um die Grünen zu stärken.
FPÖ
Die Skandale hatten die FPÖ in der letzten Zeit fest im Griff und das zeigt sich auch deutlich in den Ergebnissen. Keine Partei hat so extrem verloren wie die Freiheitlichen. Wenig überraschend ist es, dass viele frühere FPÖ-Wähler der Partei aufgrund der Skandale mittlerweile den Rücken gekehrt haben. 19 % gaben diese als größten Contra-Punkt an. Punkten konnte hingegen Dominik Nepp, obwohl auch dieser erst vor kurzem in Verbindung mit dem Spesenskandal negative Aufmerksamkeit bekommen hatte.
ÖVP
Gernot Blümel steht auf der Liste der Gegenargumente bei den ehemaligen Türkis-Wählern ganz oben. 21% derer, die noch bei der Nationalratswahl 2019 ihr Kreuz bei den Türkisen setzten, gaben an, der Partei aufgrund des Spitzenkandidaten Gernot Blümel den Rücken gekehrt zu haben. In der Auflistung kommt auch Sebastian Kurz vor, er rangiert aber mit nur 6 % auf dem letzten Platz der Gegenargumente. Auf der Positivseite steht für die Wähler mit erster Stelle das Wahlprogramm.
Kommentar von Kollegin Veronika Dolna
Die Grünen
Die Umweltpolitik ist neben der Verkehrspolitik der größte Selling Point der Wiener Grünen. Ihr Wahlprogramm kann man getrost als Fluch und Segen bezeichnen, denn es steht bei den Wählern an Stelle zwei der Gründe, warum sie sich für die Partei entschieden haben, bei denjenigen, die sich seit der Nationalratswahl von den Grünen abgewandt haben, steht das Programm allerdings an Platz eins der Negativargumente. Und das mit ganzen 33 %.
NEOS
Die NEOS haben unter ihnen Anhängern mit ihrem Wahlprogramm keineswegs gespalten. 43% der Wähler geben an, sich aufgrund der Programmatik für die NEOS entschieden zu haben. Auch Bildungspolitik wird als ein Positivaspekt genannt. In diesem Bereich hat die NEOS immer wieder, anscheinend erfolgreich, versucht einen inhaltlichen Fokus zu legen. Was die NEOS am meisten geschwächt hat, sind Wähler, die in der Stadt anders wählen als im Bund. Auch mit ihrem Spitzenkandidaten Christoph Wiederkehr haben sie sich augenscheinlich keinen Gefallen getan. 17 % gaben an, die NEOS wegen des Spitzenkandidaten nicht gewählt zu haben.
Team Strache
Für das Team Strache entschieden sich, wenig verwunderlich, die meisten Wähler aufgrund der Personalie, nur wenig relevant sind andere Gründe. Dort wurden aufgezählt "das geringere Übel", "Sympathie", "Für Österreicher", und "Zuwanderungspolitik". Da das Team Strache zum ersten Mal antritt, gibt es noch keine Vergleichswerte von der Nationalratswahl, es lohnt sich aber sicherlich ein Blick auf die Gründe der ehemaligen FPÖ-Wähler die Partei nicht mehr zu wählen. Dort ist der größte Grund zur Abkehr von den Freiheitlichen die Skandale rund um die Personalie Hans-Christian Strache.
Larissa Eberhardt