Es ist wohl an der Zeit, dass sich Österreichs Spitzenpolitiker nicht mehr fast täglich im TV-Studio sehen. Trotz einer durchaus lockeren Moderation von "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner gerieten sich die Spitzenkandidaten der chancenreichen Parteien bei der mittlerweile sechsten Elefanten-Runde - diesmal für oe24.tv - wegen allem und jedem in die Haare.
Einige Beispiele: VP-Chef Sebastian Kurz ätzte, dass SP-Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner ja noch nicht viel Parlamentserfahrung habe. Ihr nahe liegender Konter: Kurz sitze gar nicht im Nationalrat und das obwohl er durchaus über ein Mandat verfügen würde. Überhaupt verwahrte sich die SPÖ-Chefin gegen Angriffe von Kurz: Dieser sei der einzige, der schon zwei mal wegen Unterstellungen in Richtung SPÖ per einstweiliger Verfügung verurteilt worden sei.
Aber es gab auch durchaus andere Duellanten, etwa FPÖ-Obmann Norbert Hofer und JETZT-Spitzenkandidat Peter Pilz. Letzerer erzählte von Treffen mit freiheitlichen Sympathisanten am Brunnenmarkt, die sich über die hohen Spesen von Alt-FP-Chef Heinz-Christian Strache alteriert hätten. Hofer hatte dazu nur Spott parat: "Ich freue mich, dass der Herr Pilz so viele freiheitliche Wähler trifft, ich habe noch keinen Pilz-Wähler getroffen." Dem nicht genug legte der FP-Obmann gleich noch nach und erregte sich, dass Pilz mit Abgeordnetem-Salär, ohne irgendetwas für die Republik geleistet zu haben, im Sozialbau lebe.
Aktuelle Reaktionen zur Causa Strache
Zurück zur Causa Strache: Hofer will die Vorwürfe klären, ihm war aber mehr bange vor einem Angriff von außen, der wenige Tage vor der Wahl gestartet worden sei, um den Urnengang zu beeinflussen. Kurz wiederum hatte kein Interesse, einen Fall zu kommentieren, über den er zu wenige Informationen habe. Mit NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger, die auch schon einmal bessere Laune hatte, ging der Altkanzler in den Clinch, als die fragte, ob die ÖVP wieder die Wahlkampfkosten-Obergrenze überschreiten wolle. Man solle nicht immer Vorwürfe in Fragenform kleiden, ärgerte sich der ÖVP-Chef, der freilich selbst per Halbsatz die Vorwürfe gegen den vormals Grünen Stadtrat Chistoph Chorherr im gleichen Atemzug mit der Ibiza-Affäre und ihren Folgen nannte, wo er jeweils die Staatsanwaltschaft am Zug sah. Mit Grünen-Chef Werner Kogler wollte Kurz wiederum wetten, dass Österreich keine Klimastrafe wird zahlen müssen.
Inhaltlich versuchten die sechs Diskutanten, ihre Lieblingsthemen los zu werden. 1.700 Euro steuerfrei und billiges Wohnen waren Rendi-Wagners Schlager, Kurz warb für Steuerreformen, Hofer sah als "größte Gefahr" die "islamische Kultur", die er in Österreich einbremsen will, die NEOS wollen eine Bildungsreform vorantreiben und eine CO2-Steuer, Kogler, dass der Klimaschutz endlich ernst genommen wird und Pilz warf eine bedingungslose Grundpension von 1.200 Euro in die Runde.
Koalitionsfragen bleiben unbeantwortet
Wer mit wem zu koalieren wünscht, blieb wie auch in allen Runden davor unbeantwortet und das vor allem, weil sich der prognostizierte Wahlsieger Kurz nicht aus der Reserve locken ließ und sich auf die Position zurückzog, dass der Wähler entscheiden solle. Pilz strich als Alleinstellungsmerkmal heraus, als einziger willig zu sein, die Oppositionsarbeit gegen eine neuerlich VP-geführte Regierung zu schultern.
Ganz überstanden haben es die Elefanten noch nicht. Am Donnerstag werden sie ein letztes Mal vor der Wahl - diesmal im ORF - aufeinandertreffen und am Wahlabend selbst sind noch einmal zwei bis drei Runden angesetzt - da werden die Spitzenkandidaten aber wenigstens schon wissen, ob sich ihr TV-Marathon ausgezahlt hat.