Am 15. September konnte die Fanseite des ÖVP-Chefs schlagartig 10.357 zusätzliche Fans verzeichnen. Doch am Dienstag kam die Ernüchterung. Facebook strich 10.000 Fans von der Seite.
Der Grund: In den vergangenen Tagen haben sich Meldungen gehäuft, dass Facebook-Nutzer ohne ihr Zutun plötzlich Fans von Sebastian Kurz waren. Dem "Standard" sind nach eigenen Angaben 50 Betroffene bekannt.
Die ÖVP bestreitet irgendetwas mit der wundersamen Fan-Vermehrung zu tun zu haben. Nun wird gerätselt, wie es zu dem plötzlichen Sprung kommen konnte.
Fans wider Willen
Einen ähnlichen Fall habe es in der Vergangenheit bereits bei H.C. Strache gegeben, erklärt der Social-Media-Experte Robert Seeger im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Er betreut unter anderem einzelne Fanseiten von Red Bull und berät Unternehmen wie die Lufthansa oder die Telekom Deutschland. "Bei Strache wurden Seiten zusammengelegt. Das haben wir auch bei Red Bull schon gemacht. Facebook erlaubt das, wenn jemand im Namen des Unternehmens illegale Inhalte verbreitet." Die ÖVP bestreitet gegenüber dem "Standard" allerdings, dass das geschehen sei.
Sehr interessant findet Seeger den Umstand, dass Nutzer ohne ihr Wissen zu Fans wurden. Er habe auch schon von Fällen gehört, bei denen Facebook Nutzer zu Fans macht, wenn diese oft mit den jeweiligen Seiten interagieren. "Doch das sind nur Einzelfälle. Die Zahl von über 10.000 neuen Fans lässt sich so nicht erklären."
Fehlerhafte Statistiken
Durchaus möglich sei auch ein Fehler in den Facebook-Statistiken. Das sei nicht ausgeschlossen. Seeger: "Die Statistik spinnt immer wieder".
Dennoch: Dass die ÖVP nun so tue, als hätte sie von nichts gewusst, hält Seeger für unglaubwürdig. Bei jeder professionell gemanagten Facebook-Seite hätten die Zuständigen stets ein genaues Auge auf die Zahlen. "Die haben den Zuwachs zumindest sofort bemerkt. Aber es ist derzeit die Strategie aller Parteien, bei Facebook so zu tun, als hätte man nichts gewusst."
Roman Vilgut