Bis zuletzt „wackelig“ war ein Mandat, das bereits mit der Montagsauszählung von der ÖVP zur FPÖ gewandert ist, wo es schlussendlich auch bleibt. Während FPÖ und ÖVP eine satte Mandatsmehrheit haben, kommen ÖVP und SPÖ nur auf eine hauchdünne, mit lediglich 92 Sitzen.

An den prozentuellen Anteilen hat sich nach der Auszählung der restlichen Briefwahlstimmen wenig geändert - sowohl gegenüber dem Sonntags-Ergebnis als auch gegenüber dem Zwischenstand nach Auszählung der Montags-Runde der Briefwahlstimmen. Auch die Kräfteverhältnisse blieben so gut wie gleich.

Die Wahlbeteiligung ist bei der Nationalratswahl am Sonntag gegenüber dem Urnengang 2019 gestiegen. Laut dem vorläufigen Endergebnis sind 77,7 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen geschritten, was ein Plus von 2,1 Prozentpunkten bedeutet. 2019 lag die Wahlbeteiligung noch bei 75,6 Prozent.

Die FPÖ ist der klare Wahlsieger mit 28,8 Prozent der Stimmen (ein Plus von 12,6 Prozentpunkten) vor der ÖVP mit 26,3 Prozent (-11,2). Die SPÖ kam auf 21,1 Prozent (-0,1), die Neos auf 9,1 Prozent (+1,0) und die Grünen landeten bei 8,2 Prozent (-5,7). Am Einzug gescheitert ist die Bierpartei (2,0 Prozent), ebenso die KPÖ (2,4), die Liste Madeleine Petrovic und die Liste Keine (jeweils 0,6 Prozent).

In Mandaten bedeutet das Gesamtergebnis für die FPÖ eine gewaltige Aufstockung ihrer Abgeordneten: Künftig sitzen 57 blaue Vertreter im Hohen Haus (+26). Die ÖVP hingegen büßte massiv an Mandaten ein und kommt auf 51 Sitze (-20). Die SPÖ stagniert nahezu und hält nun bei 41 Abgeordneten (+1). Die Neos wachsen ein wenig und sind mit 18 Abgeordneten vertreten (+3). Federn lassen mussten die Grünen, die mit einem Minus von zehn Sitzen nur mehr 16 Mandatare im Nationalrat sitzen haben.

Hinsichtlich möglicher Koalitionsmehrheiten bedeutet das Ergebnis, dass Blau-Türkis über eine satte Mehrheit von 108 Mandaten verfügt. ÖVP-Chef Karl Nehammer hat aber bis dato eine Zusammenarbeit mit FPÖ-Chef Herbert Kickl ausgeschlossen. Auch eine türkis-rote Koalition hätte ausreichend Mandate für eine Mehrheit, allerdings (wie schon nach der Montags-Auszählung) gemeinsam nur 92 Mandate und damit genau einen Sitz „Überhang“. Da damit Beschlüsse von einzelnen Abgeordneten leicht verhindert werden könnten, gilt eine solche Zweier-Koalition als nicht sehr wahrscheinlich. Die von der SPÖ ausgeschlossene Variante gemeinsam mit den Freiheitlichen könnte ebenfalls auf eine Mehrheit von 98 Sitzen zählen.

Neu bei dieser Nationalratswahl war der Ablauf der Auszählung der Briefwahlkarten. Dank der Wahlrechtsreform 2023 wurde bereits am Sonntag der Großteil der Briefwahlstimmen mitausgezählt - laut den Wahlforschern des Foresight-Instituts rund 80 Prozent der ausgestellten Wahlkarten. Am Montag folgte der weitere (größere) Teil der noch ausständigen Stimmen, am Donnerstag nun der Rest.

„Amtlich“ wird das Ergebnis dann am 16. Oktober nach der Sitzung der Bundeswahlbehörde.