Die Nationalratswahl 2024 ist geschlagen. Die Österreicherinnen und Österreicher haben die FPÖ mit 28,80 Prozent der Stimmen auf Platz eins gewählt, mit deutlichem Abstand folgt die ÖVP mit 26,30 Prozent auf Platz zwei. Die SPÖ belegt - wie schon die Umfragen erwarten ließen - mit 21,10 Prozent abgeschlagen den dritten Platz. Die Neos überholen mit 9,20 Prozent die Grünen, die auf 8,30 Prozent der Stimmen kommen. Die KPÖ verpasste mit 2,40 Prozent genauso wie die Bierpartei mit 2 Prozent den Einzug in den Nationalrat (Vier-Prozent-Hürde). Die Liste Madeleine Petrovic, Wandel alias Keine und die restlichen Kleinparteien vereinten zusammen lediglich 2 Prozent der Stimmen auf sich.

Das historisch beste Resultat und der erstmalige Spitzenplatz bei einer Nationalratswahl sorgte im blauen Lager klarerweise für großen Jubel. FPÖ-Chef Herbert Kickl bedankte sich bei den Wählern „für den Optimismus, den Mut und die Zuversicht“. Die Wähler „haben ein Machtwort gesprochen“, für seine Partei heiße das, dass sie ihre Position nicht verändern müsse. Anders sieht es bei der ÖVP und SPÖ aus, die hinter ihren Zielen blieben.

„Was für ein herrlicher Tag!“

Für knapp 30 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung war am Sonntag also ein Jubeltag. Auch im Forum der Kleinen Zeitung freuten sich User über den Erfolg ihrer Partei. „Wunderbar, ein klares Votum“, zeigt sich etwa baldur02 begeistert. Auch DavidgegenGoliath ist glücklich: „Was für ein herrlicher Tag!“

„Respekt, der Wähler hat klar entschieden. Die menschliche und politische Haltung der Freiheitlichen hat eben die meisten überzeugt. Jetzt werden wir Österreicher sehen, wer Demokratie wirklich lebt. Der Wählerwille muss endlich umgesetzt werden“, betont Wienerblut28. Und logon1 sagt unverblümt, was das Ergebnis für die anderen Parteien bedeutet: „Eine Ohrfeige der Sonderklasse für ÖVP, SPÖ und Grüne.“

Laut einer Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek für die TV-Sender ATV und Puls 24 war der Themenkomplex Zuwanderung, Asyl und Kriminalität von Migranten das wichtigste Motiv für Wählerinnen und Wähler der FPÖ. Das spiegelt sich zum Teil auch im Forum der Kleinen Zeitung wider. „[...] doch auch ich gab der FPÖ meine Stimme, da ich gegen diese uneingeschränkte und völlig irrwitzige, illegale Zuwanderung von abertausenden ungebildeten Migranten aus Drittstaaten meinen Protest zum Ausdruck bringen musste! [...]“, gab etwa Sam124 an.

„Das Wahlergebnis ist zu akzeptieren“

Bei den Usern, die offenkundig nicht mit der FPÖ sympathisieren, reicht die Stimmungslage von katastrophal bis hin zum diplomatischeren Zugang, dass man den Wählerwillen anerkennen müsse – allerdings unter Vorbehalt.

ladygaga schreibt: „Es ist anzuerkennen, dass die FPÖ von allen Parteien die meisten Stimmen hat, aber sie ist trotzdem weit von einer absoluten Mehrheit entfernt und 2/3 der Wähler haben nicht für FPÖ gestimmt. Das heißt für mich, dass es völlig legitim ist, dass die anderen Parteien über Gespräche und Verhandlungen versuchen einander zu finden, um dem Bundespräsidenten eine tragfähige Regierung anzubieten. [...]“

Für future4you hat Kickl nun die Möglichkeit, sein politisches Geschick und seine Kompromissbereitschaft unter Beweis zu stellen: „Die Wähler haben ihre Pflicht getan. Ab sofort muss Kickl liefern. Und die erste Hauptaufgabe wird sein, die 70 Prozent, die ihn nicht gewählt haben, ins Boot zu holen. Jetzt kann er unter Beweis stellen, ob er die Kompetenz hat, eine tatkräftige und nachhaltige Regierung zu bilden, die dieses Land in eine nachhaltig positive Zukunft führt. [...]“

Die große Frage nach einer möglichen Koalition mit FPÖ-Beteiligung war bereits vor der Wahl omnipräsent. Herbert Kickl dürfte wohl keinen Partner finden, wenn die anderen Parteien ihren Worten der vergangenen Wochen Taten folgen lassen. Das streichen auch einige User hervor, wie zum Beispiel Geom38: „Mehr als respektables Ergebnis für die Blauen, denen aber aller Voraussicht nach auch fast 30 Prozent nichts nützen werden, wenn es um den Kanzlersessel geht. [...] Einen Kickl zum Kanzler wird jedenfalls weder die ÖVP noch die SPÖ machen. Und auch das wäre ein ganz normaler, demokratischer Vorgang. Nach den ersten Aussagen deutet aber sowieso alles auf die bereits vorhergesagte 3-er Koalition hin.“

Ähnlich denkt auch wahlnuss, der einen Aspekt der Nationalratswahl besonders in den Fokus rückt: „Man darf den Wahl-Siegern gratulieren. [...] Gewählt wurde das Parlament und nicht ein Volkskanzler. 71 Prozent der Österreicher:innen haben die FPÖ nicht gewählt. Wenn die FPÖ keinen Partner findet, dann ist es halt so.“

Noch eine Chance für eine ÖVP/FPÖ-Koalition?

Einige User finden, dass es angesichts des Wahlergebnisses nur fair wäre, wenn sich ÖVP und FPÖ erneut zusammenschließen und versuchen, es besser als 2017 bis 2019 zu machen. „Obwohl man sagen könnte, warum nicht ÖVP und FPÖ? Beide Parteien könnten aus der Vergangenheit und aus den Fehlern lernen, wenn sie willens sind, einen effektiven und umsetzbaren Koalitionspakt abzuschließen“ meint etwa deCamps.

Pessimismus gegenüber einer Regierungsbeteiligung der FPÖ

Sollte die FPÖ tatsächlich Teil der nächsten Regierung sein bzw. diese sogar anführen, glauben nicht alle User an ein reguläres Ende der fünfjährigen Legislaturperiode.

„Der Wähler hat immer recht. Die Roten haben marginal verloren, die ÖVP hat die Leihstimmen an die FPÖ verloren (minus 20 Mandate!) und der FPÖ ist es gelungen, viele Stimmen zu gewinnen. Und natürlich reden ÖVP, SPÖ und Grüne ihr Ergebnis schöner, als es ist. In zwei Jahren gehen wir wieder wählen. War immer so, wenn die FPÖ in einer Regierung saß“, prophezeit SoundofThunder.

Und laster meint: „Obwohl ich nicht FPÖ gewählt habe, bin ich jetzt doch so weit und hoffe, dass sich eine Koalition mit FPÖ-Beteiligung findet. Ansonsten geht das Dilemma mit der Hetzerei die nächsten 5 Jahre weiter und spaltet die Gesellschaft noch mehr. Sie sollten endlich zeigen, was sie wirklich können oder auch nicht können. Ich befürchte aber, dass es keine ganze Regierungsperiode halten würde, denn die FPÖ kann nur Opposition! Da kann man hetzen, kritisieren und muss nicht selber Lösungen bringen.“

Mehr zur Nationalratswahl