Nicht das erste Mal mischt sich unter die Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahl der Vorwurf des Wahlbetrugs. Als im Morgengrauen des 9. Novembers 1960 die Auszählungen beendet waren und John F. Kennedy als gewählter neuer Präsident beklatscht wurde, sah sich der unterlegene Richard Nixon um den Sieg geprellt. Denn der demokratische Kandidat konnte lediglich eine hauchdünne Mehrheit von 112.827 Stimmen erringen, erhielt jedoch durch das Wahlrecht 303 Wahlleute, auf seinen republikanischen Kontrahenten kamen lediglich 219.
Das Fernsehduell
Ein Wahlgang, der schon vorher Geschichte schrieb. Erstmals trafen Kandidaten in einer Fernsehdiskussion aufeinander. Der jugendlich wirkende John F. Kennedy auf den von einer erst kurz zurückliegenden Erkrankung gezeichneten Vizepräsidenten Richard Nixon. Der Republikaner war blass, kam ins Schwitzen, wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Trotzdem schlug sich Nixon eigentlich nicht schlecht und der Sieg Kennedys fiel in seiner Knappheit keineswegs glänzend aus.
Nixon sprach zwar von Wahlbetrug, verzichtete aber schlussendlich auf langwierige rechtliche Verfahren.
Dass bei dieser Wahl jedoch von der Seite der Demokraten bei Wahlstimmen getrickst wurde, erwies sich später, wenngleich nicht belegt ist, dass diese Unregelmäßigkeiten ausschlaggebend für das Ergebnis gewesen wären. In einem Bezirk von Chicago, so wird berichtet, seien zwar 84 Stimmen abgegeben worden, jedoch seien dort lediglich 22 Bürger wahlberechtigt gewesen. In Chicago, so hieß es, habe die Mafia die Wahl Kennedys unterstützt.
Der Verlierer gewann
Um angeblichen Wahlbetrug ging es gleichfalls bei der Präsidentschaftswahl 1876. Rutherford B. Hayes, ehemaliger Gouverneur von Ohio trat gegen den Demokraten Samuel J. Tilden, Gouverneur von New York an. Am Ende warfen beide Seite der jeweils anderen Manipulationen vor. Der Demokrat Tilden pochte auf 51 Prozent der Stimmen, in einigen Bundesstaaten bestrittene Stimmen riefen eine Kommission des Kongresses zur Klärung auf den Plan. Diese, mehrheitlich mit Republikanern besetzt, sprach diese Stimmen dem republikanischen Kandidaten zu. Damals, so wird berichtet, wurde eine Welle der Gewalt befürchtet, der Schrei „Tilden oder Blut“ wogte durchs Land. Tilden willigte schließlich in einen Kompromiss ein, Hayes wurde als 19. Präsident der USA vereidigt.
Doch noch Präsident
Der Wahlverlierer von 1960 zog doch noch in das Weiße Haus ein. Richard Nixon trat 1968 an und trug den Sieg gegen den Demokraten Hubert Humphrey mit rund einer halben Million mehr Stimmen davon. Die Wiederwahl 1972 schaffte Nixon glänzend mit 60,7 Prozent. Am 9. August trat er als Präsident zurück, die Watergate-Affäre, der ruchbar gewordene Versuch, die Wahl durch einen Einbruch bei den Demokraten zu beeinflussen, ein aufgeflogenes Netzwerk an Lügen und Machtmissbrauch, beendete seine politische Karriere.