Der Transatlantik-Koordinator der deutschen Bundesregierung, Peter Beyer (CDU), hofft bei einem Wahlsieg des US-Demokraten Joe Biden auf bessere transatlantische Beziehungen. Der Herausforderer von US-Präsident Donald Trump habe "grundsätzlich Interesse an Deutschland und Europa und bekennt sich anders als Trump zum Multilateralismus", sagte Beyer laut am Freitag veröffentlichter Vorabmeldung im Interview mit der Wochenzeitung "Das Parlament".
Bidens Haltung würde laut Beyer eine ganz entscheidende Verbesserung zur Trump-Administration darstellen. Allerdings werde unter Biden "nicht über Nacht" alles besser werden. In vielen Bereichen, etwa der Energie- und Handelspolitik, erwartet der Transatlantik-Koordinator weiterhin Differenzen zwischen den USA und Europa. Mit Blick auf Chinas Machtzuwachs sei aber klar: "Wenn wir unsere Werte verteidigen und auch ökonomisch im globalen Wettbewerb bestehen wollen, müssen wir zusammenstehen."
"Vorwürfe Trumps besorgniserregend"
Dass Trump den Demokraten derzeit immer wieder vorwirft, sie wollten ihm den Wahlsieg durch Betrug stehlen, bezeichnete Beyer als "zutiefst besorgniserregend". Die Befürchtung einer Verfassungskrise nannte er angesichts der Klagen der Trump-Regierung gegen die Wahlergebnisse in einzelnen Bundesstaaten ein "sehr ernstzunehmendes Szenario". Er wünsche sich für die US-Bürger "mehr Ruhe und Frieden, weniger Polarisierung und Aggression", fügte Beyer hinzu.
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte die US-Wahl bisher nicht öffentlich kommentieren. Angesichts der Unklarheit über das Endergebnis "heißt es abwarten, und das tut die Bundeskanzlerin", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Außenminister Heiko Maas (SPD) kritisierte das Verhalten Trumps hingegen offen. "Anständige Verlierer sind für das Funktionieren einer Demokratie wichtiger als strahlende Sieger", schrieb er am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die USA seien "mehr als eine One-Man-Show".
Biden war am Freitag bei der Auszählung im Schlüsselstaat Pennsylvania an Trump vorbeigezogen. Der 77-Jährige liegt auch in Arizona und Nevada vor dem Amtsinhaber. Damit wird ein Sieg des früheren Vizepräsidenten bei der umkämpften Wahl immer wahrscheinlicher.