Der demokratische US-Senator und ehemalige Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders hat die Verwicklungen rund um die US-Präsidentenwahl bereits in einem Interview im Oktober vorausgesagt. So hielt er eine anfängliche Führung von Amtsinhaber Donald Trump, die durch die Briefwahlstimmen aber wieder verloren geht, ebenso für wahrscheinlich, wie den Umstand, dass Trump sich frühzeitig zum Sieger erklärt.
Sanders, eine Galionsfigur der Linken in den USA, hatte darüber am 23. Oktober in der Sendung "The Tonight Showwith Jimmy Fallon" des Senders NBC gesprochen, wie aus Videoausschnitten der Sendung auf Youtube hervorging. "Es kann gut sein, dass um 22.00 Uhr am Wahlabend Trump in Michigan, in Pennsylvania, in Wisconsin führt. Und er tritt dann im Fernsehen auf und sagt: 'Danke, Amerikaner, dass Ihr mich wiedergewählt habt. Es ist alles vorbei, habt einen schönen Tag.'
Und dann, am nächsten und am übernächsten Tag, wenn die Briefwahlstimmen ausgezählt werden, stellt sich heraus, dass (Trumps demokratischer Mitbewerber Joe) Biden diese Staaten gewonnen hat. Und zu diesem Zeitpunkt sagt dann Trump: 'Seht ihr? Ich habe euch gesagt, dass das alles ein Betrug ist, dass die Briefwahlstimmen gefälscht sind!'"
Der Grund für die Wahrscheinlichkeit dieser Entwicklung sei, dass Anhänger der Demokraten weit häufiger als jene der Republikaner der Briefwahl den Vorzug geben, erläuterte Sanders. Daher würden zuerst jene Stimmen ausgezählt, die vor Ort abgegeben wurden, während die Briefwahlstimmen erst verzögert in die Ergebnisse einflössen.
Trump hatte bereits im Vorfeld der Wahl wiederholt auf Twitter Misstrauen gegenüber der Briefwahl geschürt. Er rief sich dann tatsächlich bereits wenige Stunden nach Wahlschluss zum Sieger aus. Später sprach er von Betrug, als sein Vorsprung in den von Sanders genannten Staaten immer kleiner wurde. In Michigan und Wisconsin konnte Biden das Ergebnis tatsächlich bereits am Tag nach der Wahl drehen. Trumps Team versuchte zudem in mehreren Staaten, wo das Ergebnis knapp zu werden schien, eine Abbruch der Auszählung zu erzwingen. Biden forderte hingegen: "Zählt jede Stimme."