"Wenn Chuck Norris Liegestütze macht, drückt er die Welt nach unten“, heißt einer der vielen beliebten Witze über den Texas Ranger. Und ein Hollywood-Held im Nahkampf kann auf dem Spielfeld wohl nicht schaden, denn die Anhänger von US-Präsident Donald Trump sind in Hollywood ganz eindeutig in der Unterzahl. Zumindest jene, die sich offiziell zu ihm bekennen. Schon bei seiner Angelobung 2016 musste er sich mit der B-Riege des Showgeschäfts zufriedengeben, während die Superstars sich auf der Gegenveranstaltung tummelten.
Hollywood und Trump, das war nie Liebe, sondern immer nur Hass. Und was für eine Ironie: Der Meister der überbordend plumpen Inszenierung hat in Hollywood immer vergeblich an die Tür geklopft. Dabei ist das nicht nur reines Kokettieren und Sichschmücken mit Stars, sondern Wahlwerbung de luxe. Ob Musiker oder Schauspieler, Stars sind Multiplikatoren der Extraklasse. Das waren sie zu früheren Zeiten schon – Frank Sinatra hat für John F. Kennedy einst sogar einen Wahlsong geschrieben – und sind sie heute mehr denn je dank Social Media. Ein kleines Beispiel gefällig: Dwayne „The Rock“ Johnson, Kraftprotz im Blockbuster-Universum, hat sich bereits Ende September für Joe Biden und Kamala Harris ausgesprochen. Nicht, weil er das ständig tut, sondern erstmals und er ist noch nicht einmal ein lupenreiner Demokrat. Er habe bislang für beide Lager gestimmt, doch bei dieser „kritischen Wahl“ wolle er die Demokraten unterstützen. Die „Ansprache“ auf Instagram ging raus an die Anzahl von 200 Millionen Followern.
Sich politisch zu äußern, das war im Entertainmentsektor nicht immer so groß in Mode wie in diesem Jahr. Während die einen ihre politische Einstellung auch als Verkaufsargument vor sich hertragen, hat es andere die Karriere gekostet: die Dixie Chicks etwa. Die Country-Aushängeschilder aus Texas bezahlten ihre Kritik am Irakkrieg und am damaligen US-Präsidenten George W. Bush mit einem ordentlichen Karriereknick – Morddrohungen inklusive. Mittlerweile ist das Trio zurück und hat aus politischen Gründen auch das „Dixie“ abgestreift. Sängerin Taylor Swift hingegen hat ihre Karriere viele Jahre öffentlich mit politischer Enthaltsamkeit garniert, bis sie entgegen allen Ratschlägen ihrer Berater (nachzusehen in der Doku „Miss Americana“ auf Netflix) bei den Kongresswahlen 2018 den demokratischen Senatskandidaten in ihrem Heimatstaat Tennessee unterstützte. Was Trump zu einem geradezu putzigen Gegenzug veranlasste: „Ich mag Taylors Musik jetzt etwa 25 Prozent weniger.“
Ob Trump aktuell Swifts Musik um 50 Prozent weniger mag, wo sie Joe Biden mit großer Begeisterung unterstützt, wie sie es erst vor wenigen Tagen auf Instagram und Twitter gemacht hat? Biden bedankte sich auf Twitter umgehend bei ihr: „Taylor – Danke für deine Unterstützung und dass du in diesem entscheidenden Moment in der Geschichte unserer Nation deine Meinung sagst.“ Und doch ist in Hollywood nicht der demokratische Frieden eingekehrt, denn die Unterstützung für die jeweiligen Lager entzweit sogar Familien. Nachdem der Haussegen zwischen Angelina Jolie und ihrem Vater Jon Voight ohnehin seit Jahren schief hängt, wird ihr Voights intensives Engagement für Trump vielleicht mehr oder weniger egal sein.
Schwieriger wird es da schon für Hailey Bieber, die sich mit Biden-Shirts klar für die Demokraten ausspricht. Ihr Vater Stephen Baldwin, jüngster Spross des Baldwin-Clans hingegen, ist ein glühender Trump-Fan. Und das nicht nur in der Wahlkabine, Baldwin tritt auch bei Trumps Wahlkampfveranstaltungen auf. Dort wird man seinen ältesten Bruder Alec niemals finden, der macht sich als Doppelgänger mit gelber Perücke in der Satire-Sendung „Saturday Night Live“ erfolgreich über Trump lustig. Wen Schauspieler Shia LaBeouf wählt, ist auch nicht schwer zu erraten: Auf seinem Mund-Nasen-Schutz steht „Biden“.
Bleibt die große Frage: Für wen wird sich Clint Eastwood entscheiden? Ob der ehemalige Bürgermeister des kalifornischen Ortes Carmel-by-the-Sea wie 2016 auch heuer wieder Trump unterstützt, ist fraglich. Schon im Februar hat der Schauspieler und Regisseur im Magazin „Esquire“ Kritik an Trump geübt. Er wünschte sich, Trump würde sich manierlicher benehmen, „ohne zu twittern und Leute zu beschimpfen“. Gerade das scheint Sänger Kid Rock an Trump so sehr zu schätzen, dass er nicht nur ein begeisterter Wahlkämpfer ist, sondern mit ihm auch Golf spielen geht. Ob sie dort gemeinsam singen, ist unklar, aber sicher ist, dass ihm zumindest Billie Eilish etwas pfeift, denn die 18-Jährige tritt aus Überzeugung bei den Wahlkampfveranstaltungen von Joe Biden auf. Wie überhaupt viele Musiker längst mit Klage gedroht haben, weil Trump ihre Musik verwendete, wie etwa Neil Young oder die Rolling Stones. Nur AC/DC können hier beruhigt sein: „Highway to Hell“ steht wohl nicht auf Trumps Playlist.