US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat den Auftritt von Amtsinhaber Donald Trump beim TV-Duell der beiden Kontrahenten als "Peinlichkeit für das Land" bezeichnet. Trump habe 90 Minuten lang alles versucht um abzulenken, sagte Biden am Mittwoch in Alliance im US-Bundesstaat Ohio vor Journalisten.
Der Republikaner war Biden bei der Debatte am Dienstagabend (Ortszeit) ständig ins Wort gefallen und hatte ihn auch persönlich angegriffen. "Trump hat keinen Plan, keine Ideen", sagte Biden. Auf die Frage, was er unentschiedenen Wählern sage, die die Debatte gesehen hätten und genug von der Politik hätten, sagte der Demokrat: "Ich kann es verstehen."
Regeländerungen für das nächste Aufeinandertreffen
Die für die Organisation der Präsidentschaftsdebatten zuständige Kommission kündigte Regeländerungen für das nächste Aufeinandertreffen der Kontrahenten an. "Die Debatte von gestern Abend hat deutlich gemacht, dass zu dem Format der verbleibenden Debatten zusätzliche Struktur eingeführt werden sollte, um eine geordnetere Diskussion über die Themen sicherzustellen", erklärte die Kommission am Mittwoch.
Geplant seien "zusätzliche Instrumente, um die Ordnung aufrecht zu erhalten", hieß es weiter. Die Regeländerungen würden "sorgfältig" geprüft und in Kürze bekanntgegeben.
Schmähungen und ständige Unterbrechungen
Trump und Biden waren am Dienstagabend (Ortszeit) erstmals bei einer TV-Debatte aufeinandergetroffen und hatten sich einen chaotischen Schlagabtausch geliefert - gespickt mit Schmähungen und ständigen Unterbrechungen des Gegenübers. Bei den Wählern kam das Spektakel schlecht an: 69 Prozent sagten in einer Blitzumfrage des Senders CBS, das Streitgespräch habe sie vor allem verärgert.
Biden warf dem Republikaner Trump vor, Zweifel an der Legitimität der Wahl zu säen, und verurteilte, dass er ein schlimmes Signal an eine rechte Gruppe namens Proud Boys gesendet habe. Trump hatte sich bei der Debatte geweigert, rechtsradikale Gruppen zu verurteilen, und gesagt: "Proud Boys - haltet euch zurück und haltet euch bereit." In Hinblick auf die Gruppierung sagte Biden am Mittwoch: "Das ist nicht das, was wir als Amerikaner sind."
Der Name der Proud Boys war bei der Debatte zunächst von Biden eingeworfen worden, Trump griff ihn auf. In der Frage des Moderators war es allgemein darum gegangen, ob Trump bereit wäre, explizit Gruppen und Milizen aus dem "White Supremacy"-Spektrum zu verurteilen, zu deren Ansichten die Überlegenheit der Weißen gehört.
Trumps Team protestiert
Das Wahlkampfteam des Präsidenten reagierte mit heftiger Kritik auf die angekündigten Regeländerungen. Es warf der Kommission vor, "die Regeln mitten im Spiel" zu ändern. Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden hatte die Hoffnung geäußert, dass man in Zukunft nur das Mikrofon des Sprechenden anschalten werde.