Ihr Konkurrent gab sich ungewöhnlich mitfühlend. „Das ist schon traurig. Ich hoffe, dass es ihr bald wieder besser geht“, sagte Donald Trump dem US-Sender CNBC. Der Grad der Anteilnahme darf aber nicht überbewertet werden. Dass Hillary Clinton, die Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten an Lungenentzündung erkrankt ist, hat dem Populisten aus dem Republikaner-Lager unverhofft Auftrieb gegeben. In den kommenden Tagen wird sich der Wahlkampf nur noch um die Frage drehen, ob die bald 69-jährige Ex-Außenministerin gesundheitlich in der Lage ist, das Amt der Präsidentin auszuüben.
Auf die Republikaner muss die Erkrankung wirken, als hätte sich Wunschdenken über Nacht in Wirklichkeit verwandelt. Seit Wochen haben Trump und seine Berater immer wieder angedeutet, Clinton sei gesundheitlich zu schwach für den Job. Belege lieferten sie jedoch nicht. Doch das geschah gewissermaßen von selbst.
Clinton musste die Gedenkfeier für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York vorzeitig verlassen. Ein Video zeigt, wie sie wankte und beim Einsteigen in ein Auto gestützt werden musste. Erst hieß es, sie sei „überhitzt und dehydriert“ gewesen. Kurz darauf zeigte sie sich wieder in der Öffentlichkeit. „Ich fühle mich toll“, sagte Clinton. Doch wiederum einige Stunden später räumte das Wahlkampfteam der Demokratin ein, dass der Grund für den Schwächeanfall eine Lungenentzündung gewesen sei. Eine Reise an die Westküste, die für Montag und Dienstag geplant war, wurde kurzerhand abgesagt. Clintons Problem ist weniger die Krankheit selbst als die Art und Weise, wie sie damit umgegangen ist. Ihr wird ohnehin unterstellt, dass sie unnahbar sei und dem Volk gegenüber nicht offen.