Tech-Multimilliardär befragt Ex-Präsidenten: Elon Musk hat für Montagabend ein Live-Interview mit Donald Trump angekündigt. Musk, der keinerlei journalistische Erfahrung hat und ein bekennender Unterstützer des republikanischen Kandidaten ist, will das Interview selber führen. Es soll ab 20.00 Uhr (US-Ostküstenzeit, Dienstag 02.00 Uhr MESZ) auf seiner Onlineplattform X gestreamt werden.
Der Republikaner Trump, der zuletzt in der Auseinandersetzung mit seiner Präsidentschaftsrivalin Kamala Harris und deren Demokratischer Partei in die Defensive geraten ist, dürfte in dem Interview reichlich Raum zur ungestörten Selbstdarstellung bekommen. Kurz nach dem Attentat vom 13. Juli, bei dem Trump von einer Kugel am Ohr verletzt wurde, hatte Musk ihm offiziell die Unterstützung für seine erneute Präsidentschaftskandidatur ausgesprochen.
Der High-Tech-Pionier kündigte an, dass das Interview in „improvisierter“ Form geführt werde und die Themenbreite unbegrenzt sei. „Also sollte es höchst unterhaltsam sein!“ schrieb er. Die X-Nutzerinnen und -Nutzer forderte Musk auf, Fragen und Kommentare zu dem Interview auf der Plattform zu posten.
EU wird Interview genau verfolgen
Genau verfolgt wird das Interview auch von der EU-Kommission. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton warnte Musk in einem Brief am Montag, seine Behörde werde eine mögliche „Verbreitung von Inhalten, die zu Gewalt, Hass und Rassismus aufstacheln können“ während des Interviews genau überwachen. Musk müsse sich an EU-Gesetze halten. Das Gespräch mit dem Ex-Präsidenten werde „auch für Nutzerinnen und Nutzer in der EU zugänglich sein“, betonte Breton in seinem Schreiben. „Meine Behörde und ich werden äußerst wachsam sein“, erklärte der EU-Digitalkommissar weiter.
Trump twittert wieder
Der frühere US-Präsident Donald Trump nutzt nach Jahren der Absenz wieder seinen legendären Account @realDonaldTrump im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter). Im Vorfeld des Interviews mit X-Eigner Elon Musk setzte Trump am frühen Montagnachmittag (Ortszeit) vier Posts auf X ab, unter anderem ein Wahlkampfvideo und eine Einladung zum Interview.
Eigenes Netzwerk „Truth Social“ aufgebaut
Nachdem er infolge des Aufstandsversuchs des 6. Jänner 2021 wegen der Gefahr der Anstachelung der Gewalt von Twitter ausgeschlossen worden war, hatte Trump sein eigenes Netzwerk „Truth Social“ aufgebaut. Auch nach der Übernahme von Twitter durch Musk und der Rücknahme der Sperre hatte sich der Ex-Präsident von dem Netzwerk ferngehalten, abgesehen von der Veröffentlichung des Polizeifotos nach seiner Festnahme im August des Vorjahres.
Trumps X-Account zählt immer noch 88 Millionen Follower. Der Immobilientycoon hatte das bei Politikern und Journalisten beliebte Netzwerk massiv eingesetzt, um Öffentlichkeitsarbeit abseits von herkömmlichen Medien zu betreiben. Dies trug nach Einschätzung von Experten wesentlich dazu bei, dass er die Präsidentenwahl im Jahr 2016 gewann. Auch als US-Präsident kommunizierte er bevorzugt über seinen Twitter-Account. Immer wieder stieß er mit provokanten und erratischen Tweets selbst seine eigenen Berater vor den Kopf.
Trump hat sich begeistert über Musks Unterstützung gezeigt. Für den Chef des Elektroautoherstellers Tesla hat der erneute Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner sogar seine Position zu E-Autos abgemildert, über die er sich jahrelang lustig gemacht hatte. Er sei für Elektroautos - „ich muss das sein, wisst Ihr, weil Elon mich sehr stark unterstützt hat (...), also habe ich keine andere Wahl“, sagte Trump kürzlich auf einer Wahlkampfveranstaltung.
Musk hat sich seinerseits in den vergangenen Jahren politisch immer weiter nach rechts bewegt und lässt auf der im Jahr 2022 von ihm übernommenen Plattform X (vormals Twitter) die ungefilterte Verbreitung ultrarechter Verschwörungsideologie und Polemik zu. Auch verbreitet Musk selbst auf seinem X-Account nach Angaben von Experten eine Vielzahl von Falschinformationen zum US-Wahlkampf und findet mit diesen irreführenden Posts enorme Aufmerksamkeit.
Interview wird genau beobachtet
Laut einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie der Nichtregierungsorganisation Center for Countering Digital Hate (Zentrum zur Eindämmung von Digitalem Hass, CCDH) wurden Musks Falschbotschaften dieses Jahr schon fast 1,2 Milliarden Mal angeschaut. Er hat auf X mehr als 193 Millionen Follower.
Das CCDH identifizierte 50 X-Botschaften Musks zur Wahl seit Jänner mit Behauptungen, die von unabhängigen Faktencheckern als falsch oder irreführend entlarvt wurden. So behauptete Musk etwa, dass die US-Demokraten die irreguläre Zuwanderung absichtlich beförderten, um die Migranten als Wähler für sich zu gewinnen, oder dass das US-Wahlsystem anfällig für Betrug sei.
Musk hat allerdings bestritten, Trump im Wahlkampf auch finanziell massiv unter die Arme zu greifen. Einen Bericht des „Wall Street Journal“, wonach er 45 Millionen Dollar (41,22 Mio. Euro) monatlich an eine Trump-nahe Kampagnenorganisation spenden wolle, nannte Musk Ende Juli „lächerlich“.