US-Präsident Joe Biden hält ungeachtet zunehmender Rufe nach einem Verzicht an seiner Bewerbung für eine weitere Amtszeit fest. Zuletzt bezeichnete er etwa beim Nato-Gipfel in Washington den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj irrtümlich als „Präsident Putin“. Parteikollegen, Berater, Spender und Insider geben mehrere Gründe dafür an, warum der 81-Jährige weiter am 5. November gegen den Republikaner Donald Trump antreten will und ihm viele Demokraten die Treue halten:

1. Biden glaubt an Biden

Biden sei überzeugt, dass er trotz seines Alters der beste verfügbare demokratische Kandidat im Wettstreit mit Trump sei, sagen Parteivertreter und Verbündete. Er zweifelt demnach an der Fähigkeit seiner Vizepräsidentin Kamala Harris, Wähler der Mitte für sich zu gewinnen. Biden selbst verweist auf die Tugend des Durchhaltevermögens, das er von seinen Eltern gelernt habe. Seine Mutter habe ihm beigebracht: „Scheitern ist in deinem Leben unvermeidlich, aber aufzugeben ist unverzeihlich.“

2. Auch einige Demokraten zweifeln an Harris

Zwar haben zuletzt etwa ein Dutzend Demokraten tiefe Bedenken hinsichtlich Bidens geistiger Fitness angemeldet. Sie haben jedoch auch wenig Vertrauen in die Ersatzkandidaten, insbesondere in Harris. „Es müsste Harris sein“, sagte ein hochrangiger Demokrat in Pennsylvania. „Ich glaube nicht, dass uns das in eine bessere Position für einen Sieg bringt, als mit einem angeschlagenen Joe Biden.“

3. Bidens engster Kreis hat sich eingebunkert

Bidens engster Beraterkreis stärkt zudem noch seine Entschlossenheit, wie aus dem Umfeld zu hören ist. Der Demokrat umgibt sich seit Jahrzehnten mit einem kleinen Kreis von leitenden Mitarbeitern wie Mike Donilon, Steve Ricchetti und Bruce Reed, die ihn durch frühere Krisen geführt haben. „Mir wurde gesagt, dass Steve und Bruce und Mike fester entschlossen sind als er“, sagt ein ehemaliger Biden-Mitarbeiter mit Verbindungen zum Präsidialamt. „Sie haben Wurzeln geschlagen und bewegen sich nicht.“

4. Ängste im Kongress

Kurz nach Bidens als schwach empfundener TV-Debatte stellten sich die Vorsitzenden der afroamerikanischen und hispanischen Abgeordnetenverbände - der Congressional Black Caucus und Congressional Hispanic Caucus - demonstrativ hinter Biden. Vielen Demokraten fiel es danach offenbar schwer, ihm öffentlich den Rücken zu kehren. „Ich wünschte, mehr Leute hätten weniger Angst“, sagt Seth Moulton, einer der demokratischen Abgeordneten, die Biden aufgefordert haben, seine Kampagne zu beenden.