Das 2012 gegründete, bisher in Wien ansässige "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" (KAICIID) verlässt laut einem Bericht der Tageszeitung "Kurier" Österreich und zieht nach Genf. Ein entsprechender Beschluss sei vor ein paar Tagen erfolgt. Ein Sprecher des KAICIID wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren.
Das KAICIID wurde 2012 von Österreich, Spanien und Saudi-Arabien gegründet und wird zum Großteil von Riad finanziert. Der Vatikan hat Beobachter-Status. Rufe nach der Schließung des im Palais Sturany an der Wiener Ringstraße ansässigen Zentrums wurden unter anderem wegen des brutalen Vorgehens der saudischen Regierung gegen Demonstranten und Regimekritiker laut.
Vor rund einem Jahr hatte der Nationalrat wegen der drohenden Hinrichtung eines 18-Jährigen in Saudi-Arabien für den Rückzug Österreichs aus dem KAICIID gestimmt.
Verhandlungen über neue Mitgliedsstaaten
Wie der "Kurier" weiter berichtete, soll die Zahl der Mitgliedsstaaten des Abdullah-Zentrums "voraussichtlich erweitert" werden. Bereits 2018 hatte das Zentrum mitgeteilt, neue Mitgliedsländer aufnehmen zu wollen. Verhandlungen diesbezüglich würden laufend stattfinden und seien auch schon fortgeschritten, erklärte ein KAICIID-Sprecher gegenüber der APA. Endgültige Ergebnisse gebe es aber noch nicht.
Vor wenigen Tagen ließ die Menschenrechtssprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic, in einer Aussendung anlässlich der seit mehr als fünf Jahren wöchentlich stattfindenden Mahnwachen für Raif Badawi vor dem KAICIID in Wien wissen, dass sie mit einer Verlegung des Zentrums nach Genf rechne. Neben einer gänzlichen Schließung gebe es aber auch "eine weitere Option, die sich im Regierungsprogramm wiederfindet".
Im türkis-grünen Regierungsprogramm wird im Zuge einer Reform des Abdullah-Zentrums etwa die Verbreiterung der Mitgliederbasis gefordert. Zudem solle das KAICIID stärker an die UNO angebunden werden und mehr Fokus auf die Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs legen. Sollte dies nicht innerhalb eines Jahres gelingen, will Österreich als Gründungsmitglied zwar aussteigen, aber dem Zentrum den Wiener Amtssitz wohl nicht nehmen, hieß es noch Anfang des Jahres.