Dem Spitzenkandidaten der Liste MFG (Menschen Freiheit Grundrechte), Joachim Aigner, waren Freude und auch ein wenig Überraschung ins Gesicht geschrieben: Der Erfolg sei "sicher dem geschuldet, dass wir als Team viel unterwegs waren, wir haben über 100 Wahlveranstaltungen gemacht". Man wolle sich im Landtag um das Corona-, aber auch um andere Themen kümmern.
Das Erfolgsrezept sieht er darin, dass die MFG-Leute "Bürger aus der Gesellschaft" seien. "Wir wissen genau, wo die Sorgen und Probleme der Menschen liegen."
Joachim Aigner ist 45 Jahre alt, Vater von vier Söhnen und Stiefsöhnen und Großvater einer Enkelin. Beruflich führt er seit 21 Jahren ein Steuerberatungsunternehmen. Im Livestream der Oberösterreichischen Nachrichten erklärte er: "Ich hatte nie vor, Politik zu machen, bis zum April des heurigen Jahres. Mit der MFG, die im Februar gegründet worden war, konnte ich mich identifizieren."
Will er sich im Landtag auf das Thema Corona und Impfen beschränken? Nein, die MFG habe auch zu vielen anderen Themen Position bezogen: mit der Situation der Klein- und Mittelbetriebe, mit den Einpersonenunternehmen, mit den Themen steuerliche Entlastung, Gesundheit und Bildung.
In Sachen Bildung vertritt Aigner die Meinung, Eltern sollten selbst entscheiden können, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder selbst unterrichten. Sein 13-jähriger Sohn besuche eine Mittelschule, die anderen Kinder sind schon älter.
Man werde sich im Landtag aber natürlich auch um die Coronamaßnahmen kümmern - "wir haben uns immer bemüht, dass Maßnahmen, die nicht evidenzbasiert sind, eingeschränkt werden".
Premiere in Oberösterreich
Dass die sonntägige Landtagswahl die impfskeptische Liste MFG in das oberösterreichische Landesparlament gehievt hat, ist insofern besonders überraschend, als Oberösterreich das einzige Bundesland ist, in dem es noch nie eine Liste außerhalb der etablierten Parteien in den Landtag geschafft hat. Ungewöhnlich ist auch, dass es sich um keine Abspaltung handelt und die Protagonisten weitgehend unbekannt sind.
Zumindest bisher war der Erfolg solcher Gruppen meist kurzlebig gewesen. Aktuell sind mit der "Liste Fritz" in Tirol und dem "Team Kärnten" im südlichsten Bundesland nur noch zwei Parteien in Landesparlamenten vertreten, die nicht im Nationalrat repräsentiert sind.