Die US-Behörden haben nach eigenen Angaben einen Plan zum Sturz der Regierung des Bundesstaates Michigan und zur Entführung von Gouverneurin Gretchen Whitmer vereitelt.
Die Behörden verkündeten am Donnerstag insgesamt 13 Festnahmen. Gegen sechs Männer wurden auf Bundesebene Strafanzeigen gestellt, gegen sieben weitere auf Ebene des Staate Michigans.
Die Bundespolizei FBI wirft den Männern vor, mindestens seit dem Sommer über die Entführung der demokratischen Gouverneurin vor den US-Wahlen am 3. November beraten zu haben, wie aus einem veröffentlichten Gerichtsdokument hervorgeht. Dafür sei das Ferienhaus der Gouverneurin observiert worden.
Mithilfe von Informanten, verdeckten Ermittlern und geheimen Aufnahmen von Gesprächen seien diese aufgedeckt worden, sagte Staatsanwalt Andrew Birge. Er bezeichnete die Verdächtigen als "gewalttätige Extremisten". Im Falle einer Verurteilung drohten ihnen lebenslange Haftstrafen.
Anfang des Jahres sei das FBI in sozialen Netzwerken darauf aufmerksam geworden, dass eine Gruppe von Leuten den "gewaltsamen Sturz bestimmter Regierungs- und Strafverfolgungskomponenten" diskutiert habe, zu der auch zwei der nun Festgenommenen gehörten. Um Unterstützung für ihre Anstrengungen zu bekommen, habe einer der Verdächtigen eine in Michigan ansässige Miliz angesprochen.
In einem Telefonat Mitte Juni soll einer der Verdächtigen gesagt haben, er benötige 200 Mann, um das Kapitol in der Hauptstadt Lansing zu stürmen und Geiseln zu nehmen, darunter die Gouverneurin, die wegen "Verrats" vor Gericht gestellt werden solle.
Die sieben Männer, gegen die Strafanzeige auf Ebene des Staats gestellt wurde, sollen Justizministerin Nessel zufolge Verbindungen zu einer Miliz namens "Wolverine Watchmen" haben. Ihnen wird der Versuch vorgeworfen, Adressen von Polizeibeamten herauszufinden, um sie anzugreifen und einen Bürgerkrieg anzuzetteln. Zudem seien sie in Planungen und Training für den Angriff auf das Kapitol in Lansing involviert gewesen, erklärte Nessel.
Scharfe Kritik an Donald Trump
Whitmer warf US-Präsident Donald Trump vor, in der Corona-Krise Wut angefacht zu haben: "Das sollte ein Moment nationaler Einheit sein. Stattdessen hat unser Staatsoberhaupt die vergangenen sieben Monate damit verbracht, die Wissenschaft zu verleugnen, seine eigenen Gesundheitsexperten zu ignorieren, Misstrauen zu schüren, Wut anzufachen und denjenigen Trost zu spenden, die Angst und Hass und Spaltung verbreiten", sagte Whitmer am Donnerstag, kurz nach den Festnahmen im Zusammenhang mit ihrer geplanten Entführung.
Whitmer erinnerte daran, dass sich Trump vergangene Woche beim TV-Duell gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden geweigert hat, Rechtsextreme und Hass-Gruppen eindeutig zu verurteilen. "Wenn unsere Anführer sprechen, haben ihre Worte Bedeutung, sie haben Gewicht", sagte sie.
Trumps Berater Jason Miller wies die Vorwürfe zurück. "Wenn wir über Hass sprechen wollen, dann schauen Sie, Gouverneurin Whitmer, in den Spiegel." Sie wache jeden Tag mit "Hass in ihrem Herzen" für Präsident Trump auf.
Whitmer gehört zu den aufstrebenden Figuren in der demokratischen Partei. In der Corona-Krise hatte sie strikte Ausgangsbeschränkungen verhängt, die ihr viel Lob aber auch harsche Kritik auch von US-Präsident Donald Trump einbrachten. Mehrere Wochen hintereinander zogen Demonstranten vor das Kapitol und warfen Whitmer "Tyrannei" vor.