Zwischenbilanz über die bisherige Wirkung der Maßnahmen gegen das Coronavirus. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) über aktuelle Entwicklungen zum Coronavirus:
- Aktuell gibt es 7040 Erkrankte. 58 Menschen sind verstorben, 225 Menschen wieder genesen. 800 Erkrankte sind hospitalisiert, 128 befinden sich auf der Intensivstation.
- Der Gesundheitsminister konnte bei der Pressekonferenz mit positiven Tendenzen aufwarten, warnte aber vor Euphorie: "Die Maßnahmen beginnen zu wirken, aber wir sind noch lange nicht am Ziel", sagte Anschober. Derzeit gibt es 7040 Corona-Erkrankungen in Österreich. Der Zuwachs innerhalb von 24 Stunden liegt bei 18 Prozent. Zum Vergleich: Vor zwei Wochen lag die Zuwachsrate noch bei bis zu 40 Prozent pro Tag. "Das ist ein Hoffnungsfaktor für die Bevölkerung, aber es ist noch viel viel zu früh, um positive Signale zu setzen", warnt Anschober. Das erklärte Ziel der Regierung sei, bis Ostern ein einstelliges tägliches Wachstum zu erreichen. Anschober rechnet zwischen Mitte April und Mitte Mai mit dem Höhepunkt der Erkrankungen.
- Noch keine Entscheidung gebe es, wie lange die Schulen geschlossen bleiben werden, betonte Anschober zu Gerüchten, in denen von einer Dauer bis zum Schulschluss im Sommer die Rede ist. Am wichtigsten sei, die tägliche Zuwachsrate auf vier oder fünf Prozent herunterzubekommen. Dann entschiede man, welche Maßnahme wie lange und in welcher Intensität aufrecht bleibe.
- Österreich verfolge die Strategie des „Containment“, also Verdachtsfälle zu testen und gegebenenfalls diese und ihr Umfeld zu isolieren. Nun werde man zusätzlich Zielgruppentestungen durchführen, etwa Gruppen, die verstärkt Multiplikatoren darstellten. Zudem habe es in kurzer Zeit große Fortschritte bei den Antikörpertests gegeben. „Sie könnten, ich sage das bewusst im Konjunktiv, könnten zur großen Chance werden“, sagte Anschober. Die Antikörpertests sagten nicht aus, ob man erkrankt sei, sondern ob man sich irgendwann einmal infiziert habe – auch ohne Symptome aufzuweisen. Das trage zur Herdenimmunisierung bei.
- Innenminister Nehammer appellierte erneut an die Bevölkerung, den Ein-Meter-Sicherheitsabstand strikt einzuhalten: "Das kann Leben retten." Das seien keine Empfehlungen des Innenministeriums, das sei eine Maßnahme, die Leben retten könne.
- Der Innenminister verurteilte rücksichtloses Verhalten und nannte als Beispiele Spuckattacken auf Polizeibeamte, "Coronapartys" und das Verschweigen einer bestätigten Corona-Erkrankung: "Die Behörden strafen konsequent." 3600 Euro müssen Privatpersonen zahlen, wenn sie sich nicht an die Maßnahmen halten. Bereits 6900 solcher Anzeigen wurden erstattet, meistens wegen Menschenansammlungen, die sich nichtauflösen wollten. Bis zu 30.000 Euro Strafe können für Lokale anfallen, die trotz Verbot aufsperren. Nehammer warnte auch vor Trickbetrügern, die sich speziell ältere Menschen als Opfer aussuchen: "Bitte seien Sie vorsichtig. Wenn Sie sich unsicher fühlen, wenden Sie sich an die Polizei."
Die Regierung konnte noch keine stabile Bilanz vorlegen, wie die bisher eingeleiteten Maßnahmen in der Coronakrise wirken. Gesundheitsminister Rudolf Anschober kündigte aber für das Wochenende eine Evaluierung an. Am Montag werde man mehr sagen können. Positiv wertete er, dass man bei den Krankheitsfällen punktgenau bei den Prognosen liege.
Anschober im Ö1-Morgenjournal
Gesundheitsminister Anschober erwartet, dass Österreich der Höhepunkt der Coronavirus-Infektionen noch kommt. "Je erfolgreicher wir sind, desto geringer ist der Peak, aber desto länger dauert es auch, bis alle Erkrankungen stattfinden. Ich gehe von einem Zeitfaktor irgendwo zwischen Mitte April bis Mitte Mai aus", sagte er im Ö1-Morgenjournal am Freitag in der Früh.
Zahlen sollten runtergehen
"Wir haben einen Verzögerungseffekt von 10 bis 14 Tagen, was die Wirkung der Maßnahmen betrifft. Ab dann sollten wir sie in der Statistik auch sehen." Die Zuwächse bei den Infektionen sollten "jetzt dramatisch sinken" und danach auch die "Zahlen runtergehen", sagte Anschober. "Wichtig ist, dass wir dann nicht einen Tag auf den anderen die Maßnahmen beenden. Wenn dann wieder die Steigerungsraten nach oben gehen, wäre alles vorher umsonst gewesen."
Seit 16. März gelten Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen, Schul- und Geschäftsschließungen in Österreich.