Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten ist praktisch entschieden: Mit einem neuerlichen Vorwahltriumph in Florida, Illinois und Arizona hat der frühere US-Vizepräsident Joe Biden am Dienstag wohl die letzten Chancen des linken Senators Bernie Sanders zunichte gemacht, US-Präsident Donald Trump bei der Präsidentenwahl im November herauszufordern.
Biden setzte sich in allen drei Staaten mit deutlichem Abstand gegen Sanders durch. Besonders groß war sein Vorsprung in Florida, dem drittgrößten Staat des Landes. In dem wichtigen Swing State erhielt Biden 61,7 Prozent der Stimmen, während sich Sanders mit 22,9 Prozent begnügen musste. In Illinois lag Biden nach Auszählung von vier Fünftel der Stimmen mit 59 zu 36,2 Prozent vorne, in Arizona mit 42,4 zu 29,5 Prozent.
Nach einer Zählung des US-Nachrichtensenders CNN konnte Biden mit den drei Siegen seinen Vorsprung auf Sanders deutlich ausbauen. Der Ex-Vizepräsident hielt bei 991 Delegiertenstimmen, Sanders bei 754. Insgesamt konnte Biden in 18 Staaten gewinnen, während Sanders erst fünf auf seinem Konto hat. Für die Nominierung sind 1.991 Stimmen erforderlich.
"Es ist vorbei, die Wahl ist vorbei", kommentierte der frühere Chefberater von Ex-Präsident Barack Obama, David Axelrod, die Ergebnisse im US-Nachrichtensender CNN. Sanders solle gleich aus dem Rennen aussteigen, weil ein längerer Vorwahlkampf nur Amtsinhaber Trump nutzen werde. Dieser konnte sich bereits am Dienstag die erforderlichen Delegiertenstimmen für die Nominierung sichern. Der Sieg in Florida brachte Trump jene Stimmen, die ihm noch auf die absolute Mehrheit beim Republikanerparteitag im August fehlten.
Biden streckte in einer Videobotschaft die Hand in Richtung Sanders aus. "Wir teilen eine gemeinsame Vision", sagte der Ex-Vizepräsident in einer Ansprache aus seinem Heimatstaat Delaware. Auf eine Wahlparty hatte er aufgrund des auch in den USA immer stärker grassierenden Coronavirus verzichtet. Wegen der Epidemie war auch die vierte für Dienstag geplante Vorwahl in Ohio verschoben worden.
Biden warb in seiner Rede explizit um die "jungen Wähler, die von Senator Sanders inspiriert wurden": "Ich höre euch. Ich weiß, was auf dem Spiel steht. Ich weiß, was wir zu tun haben." Er wolle jetzt die Demokratische Partei und dann die gesamte Nation wieder vereinen, sagte der 77-Jährige. Er hatte zuvor mehrere Vorschläge seines Kontrahenten übernommen, etwa jenen eines kostenlosen Hochschulstudiums.
Sanders machte indes keine Anstalten, aus dem Rennen auszusteigen. Vielmehr formulierte er am Wahlabend mehrere Forderungen, wie die Coronavirus-Krise bewältigt werden müsse. Unter anderem forderte er eine staatliche Unterstützung für alle Amerikaner, die wegen der Krise arbeitslos werden oder auf Kurzarbeit gesetzt werden.
Biden war nach klaren Siegen bei den beiden ersten großen Wahlrunden im März als Führender in den dritten Super Tuesday gegangen. Nach einem Fehlstart in Iowa, New Hampshire und Nevada hatte der Ex-Vizepräsident mit einem klaren Sieg im Südstaat South Carolina wieder Tritt gefasst. Beim ersten Super Tuesday konnte er sich klar gegen Sanders durchsetzen, nachdem sich mehrere moderate Präsidentschaftskandidaten hinter ihn gestellt hatten. Die Siegesserie setzte sich auch beim zweiten Super Tuesday mit mehreren Vorwahlen am vergangenen Dienstag fort.