Das Buch von Susanne Wiesinger, die vor einem Jahr von Bildungsminister Heinz Faßmann als Leiterin der Ombudsstelle für Werte- und Kulturfragen eingesetzt worden war, ist noch gar nicht auf dem Markt. Am Montag endet die Sperrfrist, der Titel klingt vielversprechend: "Machtkampf im Ministerium." Worum es geht? Sperrfrist.
Zu Beginn der Woche hatte sich der Minister noch imInterview mit der Kleinen Zeitunglobend über die Wiener Pädagogin geäußert, die in den letzten Jahre mit ihren "Enthüllungen" über die Vorgänge an Wiener Brennpunktschulen für Furore gesorgt hatte.
Umso empörter ist Faßmann über die Tatsache, dass die Ombudsfrau nun in einem Buch auspackt. "Über diese Vorgehensweise von Frau Wiesinger ist man im Bildungsministerium überrascht und verwundert", heißt es in einer der Kleinen Zeitung vorliegenden Stellungnahme des Ministers. Faßmann sei "über die jetzige Vorgehensweise außerordentlich irritiert". Mit sofortiger Wirkung sei die Zusammenarbeit beendet.
Wiesinger hat im Februar 2019 ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Tätigkeit als Ombudsfrau unter Bundesminister Heinz Faßmann dauerte etwas mehr als drei Monate. Im Zuge der Angelobung der Übergangsregierung konnte sie ihre Arbeit fortsetzen.
Hinter der fehlenden Durchmischung steckt Kalkül
Dem Vernehmen nach fährt Wiesinger in ihrem neuen Buch schwere Geschütze gegen das Ministerium, insbesondere gegen das Kabinett auf. Recht bald habe sie den Eindruck gewonnen, dass man sie als Ombudsfrau parteipolitisch instrumentalisieren, für parteipolitische Zwecke missbrauchen wolle. Faßmann war nach Wiesingers Bestellung nur drei Monate im Amt, ehe er im Zuge von Ibiza abtreten musste. Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein machte Sektionschefin Iris Rauskala zur neuen Bildungsministerin. Faßmanns Versprechen, Wiesinger könne unabhängig und unbeeinflussbar agieren, sei nie eingehalten worden.
Wiesinger konstatiert außerdem eine tiefe Kluft zwischen Ministerialbürokratie und Schulalltag. Der wohl folgenschwerste Vorwurf, den sie erhebt: Dass Kinder mit Migrationshintergrund nicht im Sinne einer Durchmischung auf andere Schulen verteilt werden, sondern an wenigen Standorten gebündelt eingeschult werden, sei politisch gewollt und Absicht.