In der Causa Casinos, in der es wegen der Bestellung des FPÖ-nahen Peter Sidlo zum Casinos-FinanzvorstandHausdurchsuchungen etwa bei Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache gegeben hat, kommen neue Details zu Tage. So zitieren mehrere Zeitungen (Dienstag) aus der Bewertung des Personalberaters Egon Zehnder zur Qualifikation Sidlos als Casinos-CFO, die aus dessen Sicht nicht gegebenen ist.
Der über weite Strecken vernichtende Bericht wurde dem gesamten Aufsichtsratsgremium des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns nicht vorgelegt. "Aus Datenschutzgründen", wurde dazu dem "Standard" erklärt. Das Gremium ließ demnach Rechtsgutachten von den Anwaltskanzleien CMS und Dorda erstellen. Eine vertrat die Ansicht, man müsse den Bericht offenlegen, die andere war gegenteiliger Meinung. Sidlo wurde mit den Stimmen der Republiks- und Novomatic-Vertreter im Aufsichtsrat gewählt. Die Vertreter des größten Casinos-Miteigners, der tschechischen Sazka Gruppe enthielten sich.
"Hapert an Erfahrung"
Sidlo präsentiere sich zwar durchaus "als ambitionierter, selbstbewusster und rhetorisch sehr versierter Kapitalmarkt- und Investmentexperte, der jedenfalls über weiteres Potenzial verfügt", stellte Personalberater Zehnder laut "Presse" fest. Allerdings hapere es an Erfahrung "in einer breiteren Führungs- und Finanzverantwortung von relevanter Größe und Komplexität". Sidlo würde "in den meisten Auswahlverfahren für den direkten Einstieg in eine entsprechende CFO-Position wahrscheinlich keine Berücksichtigung finden". Zudem schreibt das Glücksspielgesetz vor, dass für die ausgeschriebene Position "eine zumindest dreijährige leitende Tätigkeit bei einem Unternehmen vergleichbarer Größe und Geschäftsart" nachgewiesen werden muss. Die hat Sidlo nicht.
"Ausschweifende Antworten"
Sidlo habe "keine umfassende CFO-Verantwortung in einem Großunternehmen" vorzuweisen; er habe durchaus Expertise bei Kapitalmarkt- und Investmentfragen - aber keine im Bereich Rechnungswesen, Controlling, Treasury und IT. Und, so monierten die Personalberater: Sidlo habe die Gabe, "recht ausweichend und ausschweifend" auf Fragen zu antworten, "um seine Agenda zu propagieren".
Im "Sommergespräch" des ORF-Fernsehens sagte indes der designierte FPÖ-Chef Norbert Hofer, dass die anonyme Anzeige, die die Ermittlungen samt Hausdurchsuchungen ins Rollen gebracht hatte, von einem SPÖ-nahen Ex-Manager, "der offenbar enttäuscht war, dass er den Job, den er gerne weiter hätte ausführen wollen", gekommen sei. Er meinte damit den ehemaligen Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher. Dieser ließ die "ZiB 2" wissen, er habe die Casinos bereits aufgefordert, rechtliche Schritte gegen diese "wissentliche Verleumdung" vorzunehmen.