Die jüngsten Enthüllungen über den intensiven Mailverkehr zwischen dem Chef der Identitären, Martin Sellner, und dem Attentäter von Christchurch, Brenton Tarrant, sind nach Informationen der Kleinen Zeitung um eine verstörende Facette reicher. Bekanntlich hatte der spätere Attentäter im Jänner 2018, also mehr als ein Jahr vor dem Anschlag, dem Österreicher eine Spende in Höhe von 1500 Euro überwiesen.
Entgegen früheren Beteuerungen bedankte sich Sellner nicht nur beim Australier, sondern lud ihn auch nach Österreich ein. „Keep on fighting the good fight“ („Kämpfen wir den guten Kampf weiter!“) schrieb Tarrant, worauf Sellner antwortete: „It’s great to see our unity in this time of danger.“ („Schön zu sehen, dass wir in gefährlichen Zeiten gemeinsam agieren.“) Einen Tag nach dem Mailverkehr buchte Tarrant einen Mietwagen und eine Unterkunft in Österreich. Ob sich Sellner und Tarrant auf österreichischem Boden getroffen haben, ist ungewiss und Gegenstand von Ermittlungen.
Eine Woche nach dem Anschlag, am 23. März, durchsuchten Beamte des BVT die Wiener Wohnung des Identitären-Chefs. Die Razzia startete um 13 Uhr, dabei wurde auch Sellners Computer beschlagnahmt. Wie die ZiB2 am Dienstag zu berichten wusste, konnten Beamte den von Sellner gelöschten Mailverkehr wiederherstellen.
Zweifelhaftes Detail
Nun ist nach Auskunft von Peter Pilz ein höchst zweifelhaftes Detail aufgetaucht. Sellner soll mit der Löschung des Mailverkehrs um 12.19 Uhr, also 41 Minuten vor dem Start der Razzia, begonnen haben. Von den Mails fertigte Sellner Screenshots an. „Das wirft die Frage auf, ob die Hausdurchsuchung nicht verraten wurde“, so der Gründer der heutigen Liste Jetzt.
In einer parlamentarischen Frage an den Innenminister Herbert Kickl will Pilz im Detail wissen, ob der Innenminister, sein Kabinett oder der Generalsekretär vorab über die geplante Hausdurchsuchung informiert waren. Der mögliche Verrat soll bisher, so Pilz, noch nicht Gegenstand der Ermittlungen gewesen sein.