Der Finanzminister wirkt aus der Zeit gefallen. Während die meisten überzeugt sind – oder zumindest vermuten –, dass polarisieren muss, wer punkten will, versucht Magnus Brunner als Gegenmodell sein Glück. Das ist zum einen dem Naturell des 51-jährigen Vorarlbergers geschuldet. Von daher wird es ihn wohl nicht wirklich stören, dass ausgerechnet am Tag seines großen Auftritts vor dem Parlament der Prozess gegen Ex-Kanzler Kurz beginnt.
Entgegen dem Zeitgeist wandelt Brunner nicht als lebendes Feindbild durch die aufgeheizten innenpolitischen Fronten. Freunde wie Konkurrenten attestieren ihm, umgänglich, beredt und in seiner Sache leidlich sattelfest zu sein. Das hat, in umkämpften Zeiten wie diesen, durchaus Seltenheitswert.
Stets im Gespräch für immer noch höhere Weihen
Von hier ist es in Österreich nur ein kleiner Schritt, um ins Gespräch für höhere Weihen zu geraten. Wenn man schon Finanzminister ist, kommt als Stufe höher nur noch der Kanzlerjob infrage. Befeuert werden solche Spekulationen, wenn die eigene Partei im Tief steckt und Zweifel am aktuellen Amtsinhaber grassieren. Beides trifft aktuell zu, auf die ÖVP wie auf Karl Nehammer als Zugpferd für die kommenden Wahlgänge.
Konfrontiert man Brunner mit solchen Überlegungen, vermittelt er durchaus authentisch, nicht im Traum daran zu denken. Er weiß zu gut: Das ist Gift für die eigene, höchstpersönliche Lebensqualität. Andererseits ist der Sprung vom Finanzminister zum Kanzler auch kein ganz großer mehr.
Brunner, 1972 geboren, ist ein geschickter Netzwerker. Das Präsidentenamt im Tennisverband legte er mit dem Aufstieg zum Minister zurück. Erstmals Politikluft schnupperte er als Mitarbeiter von Alt-Landeshauptmann Herbert Sausgruber. Später wechselte er in die Energiewirtschaft, von wo aus er im Jänner 2020 zum Staatssekretär im Klimaministerium berufen wurde. Ende 2021 stieg er als Nachfolger Gernot Blümels zum Finanzminister auf. Brunner ist verheiratet und Vater dreier Kinder.