Es ist ein Video, das Österreich wohl noch einige Tage beschäftigen wird: Es zeigt Bundeskanzler Karl Nehammer vor einer - wie er es sagt - Runde gestandener ÖVPler bei Weißwein und italienischer Jause.
Die bisher veröffentlichten sechs Minuten enthalten viel von den bekannten Nehammer-Argumenten - so unterstreicht er etwa mit Zahlenbeispielen, wie viel die Abschaffung der Kalten Progression den Menschen im Land bringe.
Doch das Video enthält auch andere Passagen, die für heftige Kontroversen sorgen:
So hinterfragt Nehammer etwa, welche Eltern sich nicht 3,50 Euro für ein warmes McDonald's-Essen für ihre Kinder leisten können. Dass es sich dabei nicht um ein gesundes Essen handle, bekannte Nehammer ein, wenn der Staat jedoch "mit Kalorientabellen" eingreife, sei man bald in der DDR. Tatsächlich kosten ein Hamburger und eine kleine Portion Pommes bei besagtem Restaurant übrigens 4,48 Euro.
Auch, dass die Teilzeit-Quote bei Frauen stagniere - auch bei jenen ohne Betreuungspflichten - wird von Nehammer kritisiert. Wobei die "Freizeitquote unverändert" sei.
Er teilt aber auch gegen die Wirtschaftskammer und die Gewerkschaft aus. Wenn er etwas zu Tarifverhandlungen sagen würde, hieße es "putz di, Sozialpartnerschaft!" so Nehammer in dem Video, das offenbar in einer geschlossenen Gesellschaft und ohne sein Wissen am 27. Juli in Hallein aufgenommen wurde. Mittlerweile hat die ÖVP die Echtheit des Videos bestätigt, allerdings sei es in gekürzter Fassung veröffentlicht worden.
Gegenüber Puls24 erklärte die ÖVP in einer Stellungnahme: "Wir sind so wie der Bundeskanzler überzeugt, dass jedes Kind in Österreich eine warme Mahlzeit bekommen kann, wenn die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen, zumal wir die Familien wie nie zuvor unterstützen".
Ob die Veröffentlichung des Videos zufällig an jenem Tag erfolgte, an dem die SPÖ ob der E-Mail-Panne von Sora-Chef Günther Ogris selbst Erklärungsbedarf hatte, ist derweil ebenso Gegenstand von Spekulationen.