Das aus Versehen bekannt gewordene Strategiepapier des Sora-Instituts für die SPÖ lässt die Wogen hochgehen. Beim "waldviertelpur"-Fest am Wiener Rathausplatz reagierte SPÖ-Chef Andreas Babler am Mittwoch gelassen auf das geleakte Strategiepapier, das seit gestern in den Medien die Runde macht. "Ich habe das Ganze noch nicht gelesen, nur die Medienberichte dazu", sagte Babler zur Kleinen Zeitung.
Das Umfrage-Institut Sora hat eine 42 Seiten lange Powerpoint-Präsentation erstellt, in der die Meinungsforscher darüber nachdenken, wie die SPÖ bei den kommenden Wahlen reüssieren könnte. Themenschwerpunkte werden darin ebenso empfohlen wie der Umgang mit der politischen Konkurrenz und ein "Schattenkabinett".
SPÖ hat Strategiepapier nicht in Auftrag gegeben
Die Sozialdemokraten haben das Papier nicht in Auftrag gegeben, betont Bablers Sprecherin. Auch Sora selbst hat das mittlerweile bestätigt, es handle sich um eine "persönliche Hypothesensammlung", so der Autor, Co-Geschäftsführer Günther Ogris. An die Öffentlichkeit gelangte das Dokument, da es von Sora versehentlich an einen falschen E-Mail-Verteiler verschickt worden war.
Inhaltlich zeigte sich Babler wenig begeistert von den "Hypothesen". Dass Themen wie Bildung oder Gesundheit in den Fokus gerückt werden, liege auf der Hand. Anders als in der Präsentation empfohlen, sieht Babler Medienmanager Gerhard Zeiler nicht als Finanzminister eines möglichen "Schattenkabinetts" der SPÖ. "Da gäbe es Hunderte geeignetere Kandidaten", sagte er zur "Presse".
ORF beendet Zusammenarbeit mit Sora
Für das Sora-Institut hat die Panne jedenfalls Konsequenzen: Der ORF, für den Sora etwa Hochrechnungen nach Wahlen erstellt hat, beendet die Zusammenarbeit. "Insbesondere bei Wahlen sind Glaubwürdigkeit und Objektivität in der ORF-Berichterstattung von essenzieller Bedeutung, auch jeglicher Anschein von Einseitigkeit muss unterbunden werden", hieß es.