Das Erzbistum Liechtenstein ist sehr, sehr klein. Der Katholikenanteil an den rund 40.000 Einwohnern liegt, bei fallender Tendenz, bei 70 Prozent. Seit Mittwoch haben diese Schäfchen einen neuen Hirten: Vorarlbergs Bischof Benno Elbs wurde vom Vatikan zum Apostolischen Administrator des angrenzenden und erst 1997 gegründeten Erzbistums berufen.
Auf den 62-jährigen Bregenzer wartet eine heikle Aufgabe. Der bisherige Erzbischof Wolfgang Haas wurde von Papst Franziskus punktgenau zum 75. Geburtstag, an dem Bischöfe und Kardinäle verpflichtend ihren Rücktritt anbieten, abgelöst. Was nicht verwundert, wenn man weiß, dass Haas seine Diözese auf Widerstand gebürstet und zur Hochburg für erzkonservative Priester ausgebaut hat. Immerhin: Den Begriff Priestermangel kennt man in Vaduz nicht: Hier tummeln sich rund 60 mehrheitlich zugewanderte Priester für nur elf Gemeinden. Dazu passt, dass Haas die Mitwirkung an der Vorbereitung der Weltbischofssynode 2023 verweigerte. Ein Affront gegenüber dem Papst.
Von daher wird es Elbs Aufgabe sein, die Gräben in der Nachbarsdiözese zuzuschütten. Dabei soll und will er als Brückenbauer und Verbinder wirken. Als ausgebildeter Psychotherapeut könnte der in Theologie promovierte Bregenzer, der 1986 zum Priester und 2013 zum Bischof von Feldkirch geweiht wurde, dafür der Richtige sein. Zumal Feldkirch nur einen Katzensprung von Vaduz entfernt liegt. Trotzdem befürchtet man im Ländle, dass ob der zusätzlichen Aufgabe die Heimatdiözese zu kurz kommt. Große Weichenstellungen in Vaduz sind allerdings nicht zu erwarten: Ein Administrator darf nichts tun, was einen künftigen Bischof binden könnte.
Elbs unterscheidet sich auch von seinem seelsorgerischen Zugang kategorisch von Haas, ist er doch den Menschen zugewandt und weltoffen. Wenn die Aufgabe in Vaduz gelingt, sind auch höhere Weihen nicht ausgeschlossen, zum Beispiel in Wien.