Der Favorit hat sich durchgesetzt. Wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und Rüstungsdirektor Generalmajor Harald Vodosek in einer Pressekonfrerenz am Mittwoch bekannt gaben, wird das Bundesheer düsengetriebene Transportmaschinen als Ersatz für die drei in die Jahre gekommenen C-130 "Hercules" beschaffen. Vier C-390 "Millenium" des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer sollen bis spätestens 2030 in Österreich landen.
Möglich wird das über eine angestrebte Kooperation mit den Niederlanden, deren Luftstreitkräfte ebenfalls ihre alten "Hercules" durch fünf C-390 ersetzen. Die österreichischen Maschinen sollen nahezu baugleich sein. In den nächsten Monaten werden die Details der Kooperation ausverhandelt, in der ersten Jahreshälfte 2024 soll der Vertrag unter Dach und Fach gebracht werden. Innerhalb von zwei bis drei Jahren nach Vertragsabschluss sei mit der Lieferung der ersten Flugzeuge zu rechnen, sagte Tanner.
Die Pressekonferenz mit Ministerin Tanner und Rüstungsdirektor Harald Vodosek zum Nachsehen:
Das Flugzeug von Embraer habe als einziges dem technischen Pflichtenheft des Bundesheeres entsprochen, erklärte die Ministerin, warum man sich schon relativ früh auf diese Type festlegen kann. Eine der wichtigsten Anforderungen der heimischen Luftstreitkräfte war, dass man den Radpanzer Pandur EVO samt Waffenstation "in einem Stück" mit dem Flugzeug verlegen kann, ergänzte Vodosek. Auch der Transport eines Hubschraubers S-70 "Black Hawk" müsse möglich sein.
Kosten: rund 600 Millionen Euro
Gegen US-Konkurrenten Lockheed Martin, der dem Bundesheer die aktuelle Hercules-Version C-130J schmackhaft machen wollte, dürften auch die im Vergleich höheren Betriebskosten gesprochen haben. Allerdings hatten sich der Generalstab und führende Offiziere in den heimischen Luftstreitkräften schon früh für die (K)C-390 ausgesprochen. Im Vorjahr war eine Maschine der brasilianischen Armee bei der Airpower in Zeltweg ausgestellt gewesen. "Das ist genau, was wir brauchen", hörte die Kleine Zeitung damals von mehreren Seiten.
Zu den erwartenden Kosten sagte Tanner, dass man pro Stück in etwa mit 130 bis 150 Millionen Euro rechnen müsse, in Summe werden also bis zu 600 Millionen Euro fällig. Durch die gemeinsame Beschaffung mit den Niederlanden - insgesamt würden dann neun Flugzeuge geordert - erhofft man sich aber einen günstigeren Preis. Die Niederländer befinden sich bereits am Ende ihrer Vertragsverhandlungen mit Hersteller Embraer, Österreich werde nun in diese Gespräche einsteigen. "Der Vorteil einer Kooperation ist, dass wir identes Gerät bekommen. Es wird keine Ö-Lösung geben und damit keine Schnittstellenproblematik im Einsatz", führte der Rüstungsdirektor aus. Die Zusammenarbeit wird sich neben der gemeinsamen Beschaffung vor allem auf die Bereiche Ausbildung, Logistik und Wartung auswirken. Die Werft bleibe aber in Österreich, hielt Tanner fest. Alle Transportmaschinen werden auch künftig in Hörsching (OÖ) stationiert sein.
Die C-390 (herstellerseitig wird die Versionsbezeichnung KC-390 verwendet) mit zwei Jettriebwerken hatte erst im Februar 2015 ihren Erstflug, mittlerweile stehen die ersten Maschinen in den Diensten von Portugal, Ungarn und Brasilien.