Es sei für Herbert Kickl eine "große Ehre", die Bundessprecherin und Fraktionschefin der AfD – "der einzigen Alternative für Deutschland, wie ich immer sage" – in Wien begrüßen zu dürfen. Der FPÖ-Chef hatte zum gemeinsamen Medientermin mit Alice Weidel geladen, die man für einen – nicht medienöffentlichen – Vortrag nach Wien geladen hatte. Zweifel daran, dass zwischen den beiden Parteien inhaltlich kein Blatt passt, ließen die beiden Spitzenpolitiker dabei nicht.
Die AfD sei mit der FPÖ "in großer Freundschaft" verbunden, man kämpfe in beiden Ländern gegen "große Herausforderungen" und gegen eine "Politik gegen die eigene Bevölkerung", erklärte Weidel. Nach Merkels "Willkommensputsch" habe Deutschland in Sachen Asyl die Kontrolle über die eigenen Grenzen verloren, man werde wieder "überrannt". Die aktuelle Ampel-Regierung "verschlimmbessert" die Situation laut der AfD-Chefin, weil man den deutschen Pass nun "verramsche" und Einbürgerungen erleichtere, ohne entsprechende Integrationsleistungen zu verlangen.
"Ausmaß an Dummheit"
Die Regierung zwinge die Bevölkerung, die Gasheizungen "aus den Kellern zu reißen" und fokussiere sich lieber auf das "Kiffen für alle", schimpfte der deutsche Gast. Mit diesen "extrem dekadenten" und laut Weidel "Verarmungsgesetzen" regiere man "gegen die Bevölkerung".
Auch FPÖ-Chef Kickl zog gegen die heimische Regierung vom Leder. Das "Ausmaß an Dummheit" sei hier nicht weniger groß als in Deutschland. In Österreich sei die "unfähigste Regierung aller Zeiten" am Werk. Mit dem Sky-Shield-Beitritt, Ukraine-Zahlungen und Co. ziehe diese "eine Spur der Verwüstung" durchs Land und fördere "Gegengesellschaften". Nur die AfD und die FPÖ würden das verhindern, so der Tenor der beiden Parteichefs.
Schwesterparteien im Geiste
Es ist nicht das erste Mal, dass die FPÖ die Nähe zur deutschen AfD sucht. Bereits 2016 trafen der damalige Parteichef Heinz-Christian Strache und die frühere AfD-Chefin Frauke Petry auf der Zugspitze aufeinander, im Jänner 2020 stattete der heutige Freiheitlichen-Chef Kickl der befreundeten Fraktion einen Besuch im Deutschen Bundestag ab.
Die AfD hatte sich über die Jahre von einer extremen Randerscheinung ins Zentrum der politischen Debatte gemausert. Die deutschen Parteien hadern seither mit der Frage, ob man wirklich mit einer Fraktion zusammenarbeiten kann, die vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet wird. Auf eben diese Beobachtung ging auch Kickl ein. Es sei "gut möglich", dass der Verfassungsschutz bei der Pressekonferenz zusehe, der in Wahrheit nur "Parteien des Machtmissbrauchs" schützen würden. "Hier auf diesem Pult sitzen gerade zwei echte Verfassungsschützer", erklärte Kickl. Denn beide Parteien würden "das Volk" und "die schweigende Mehrheit" schützen.
Beide Parteien eint neben inhaltlichen Überschneidungen auch Erfolg in den Umfragen. Diese sehen die AfD aktuell bei knapp mehr als 20 Prozent – und damit als zweitstärkste Partei. Die FPÖ führt die heimischen Umfragen seit Monaten bei um die 30 Prozent an. Dies sei laut Kickl "kein Anlass zu Überheblichkeit", sondern zur "Fortführung einer Politik der Hinwendung zum Volk". Beide Parteien würden "Ausgrenzung, Kampagnisierung und Diffamierung" erleben – "aber das halt'ma aus", erklärte der FPÖ-Chef. Weidel nickte zustimmend. Man wolle die gemeinsame Arbeit künftig weiter intensivieren, Weidel sprach von einem "Schulterschluss". In Wien werde man jedenfalls gemeinsam ein "Wiener Schnitzel" essen gehen, verkündete Kickl. Immerhin das sei noch keine Straftat, so der Parteichef.