Die Forderung der Sozialdemokratie nach einer Arbeitszeitverkürzung erhitzt die Gemüter: Der ÖVP-Wirtschaftsbund spricht von "Elfenbeinturm-Politik aus den 70er-Jahren", während SPÖ-Gerwerkschafter Josef Muchitsch ein Recht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer "auf ihren Anteil an Produktivitätszuwachs und gestiegenen Gewinnen" sieht.
Wie eine Erhebung der Statistik Austria zeigt, besteht jedenfalls bei einem Teil der Beschäftigten der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten. In der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung für das zweite Quartal 2023 gaben 17,3 Prozent an, weniger arbeiten zu wollen – auch wenn das Einbußen beim Einkommen zufolge hätte. 6,5 Prozent würden gerne mehr arbeiten.
Frauen wollen seltener Stunden reduzieren
Dass angesichts der Teuerung rund jeder Sechste auch mit weniger Geld zufrieden wäre, mag überraschen. Doch dürften Menschen in höher qualifizierten Jobs eher mit kürzeren Arbeitszeiten liebäugeln. Im Jahresdurchschnitt 2022 wuchs der Wunsch nach weniger Arbeit, je höher der Bildungsabschluss war. So gaben 9,6 Prozent der Befragten mit Pflichtschulabschluss an, Stunden reduzieren zu wollen, unter den Hochschulabsolventen waren es 23,2 Prozent.
Ähnlich wie heuer äußerten auch im Vorjahr 17 Prozent den Wunsch nach weniger Arbeitsstunden. Allerdings handelt es sich bei diesem Wert um den Jahresdurchschnitt, beim aktuellen nur um den Mittelwert im zweiten Quartal. Dadurch seien die Zahlen laut Statistik Austria nicht direkt miteinander vergleichbar.
Auffällig ist auch, dass Frauen mit 15,8 Prozent weniger häufig ihre Arbeitszeit reduzieren möchten als Männer mit 18,7 Prozent. Das dürfte an der hohen Teilzeitquote bei Frauen liegen: Arbeitete 2022 rund jeder achte Mann nicht Vollzeit, war es jede zweite Frau. 8,5 Prozent der weiblichen Befragten würden laut der aktuellen Befragung mehr Stunden arbeiten wollen, bei den männlichen Befragten waren es dagegen nur 4,8 Prozent.