Eine scheinbar aus dem Nichts aufgetauchte weitere Kinodokumentation über Ex-Kanzler Sebastian Kurz sorgt für Spekulationen. Während im seit Längerem angekündigten Film "Projekt Ballhausplatz" ÖVP-Vertreter keine Interviews geben wollten, überrascht "Kurz – der Film" nicht nur mit monumentaler Werbung, sondern auch mit Wortspenden des Protagonisten. Andere Politvertreter fühlen sich hingegen hinters Licht geführt. Kurz selbst wird bei der Premiere erwartet.
Kurt Langbein beschäftigt sich mit "Projekt Ballhausplatz"
Noch bis vor Kurzem war nur eine Kinodokumentation über den ohnehin schon viel dokumentierten Ex-Kanzler bekannt: Kurt Langbeins Film "Projekt Ballhausplatz", der am 21. September in den Kinos anläuft. Kurz selbst ist in dem rund 100-minütigen Werk nur auf Archivaufnahmen zu sehen, auch andere Personen aus seinem Kreis verweigerten laut dem Regisseur Interviews.
Ganz anders soll es bei "Kurz – der Film" aussehen. In dem Streifen von Regisseur Sascha Köllnreitner standen laut Eigenangaben neben Kurz auch der ehemalige Vizekanzler Michael Spindelegger, Ex-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und Kurz-Berater Stefan Steiner für Interviews zur Verfügung. Und selbst Arnold Schwarzenegger lieferte Wortspenden.
Andere Interviewpartner und -partnerinnen fühlten sich hingegen hinters Licht geführt. Sie seien unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu den Interviews gelockt worden, berichteten "Heute" und der "Standard". So gingen etwa Ex-SPÖ-Kanzler Christian Kern, Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper und der Journalist Michael Nikbakhsh davon aus, dass es sich um eine "internationale Koproduktion im Auftrag eines Streamers" handle.
Sachslehner will Subventionen durchleuchten
Gar nicht "gelegt" fühlt sich hingegen Kurz. "Es gab eine ganz normale Interviewanfrage", betonte ein Sprecher des ehemaligen Kanzlers. Bei einem Vorgespräch hätten die Filmemacher dargelegt, worum es gehen soll, anschließend hätten die Interviews für den Film stattgefunden. Nicht offiziell bestätigt wurde, ob Kurz bei der Premiere Mittwochabend anwesend sein wird. Aus seinem Umfeld hieß es jedoch, dass man davon ausgehe.
Bei dem Konkurrenzprodukt von Regisseur Langbein ist ein Kurz-Auftritt hingegen unwahrscheinlich. Dass man für "Projekt Ballhausplatz" nicht einmal Wortspenden abgegeben hat, war bereits zuvor mit einer angeblichen Schlagseite des Films begründet worden. Man habe sich nicht einmal die Mühe gegeben, so zu tun, als sollte der Film objektiv sein. Die türkise Rathausabgeordnete Laura Sachslehner hat zudem eine Anfrage an die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) gerichtet, in der sie sich nach den Kriterien für die Subvention erkundigt.
Auch die Werbeschlacht für "Kurz – der Film" sorgte vor allem in sozialen Netzwerken für Kritik und Spekulationen. Für Aufregung sorgte ein riesiges Plakat, das auf einem Werbeturm in Wien zu sehen ist. Die Macher sagten der "Krone", das Projekt habe weniger als 500.000 Euro gekostet. Die Doku sei auch kein Kurz-Werbefilm, hinter dem ein großer Geldgeber stehe. "Schlagseite" gebe es keine – weder in die eine noch in die andere Richtung.