Gleich zu Beginn des „Sommergesprächs“ überraschte SPÖ-Chef Andreas Babler mit einer Enthüllung: Er habe zuletzt nicht Alexander Van der Bellen, sondern Dominik Wlazny (Pogo) gewählt. Sonst präsentierte sich der Traiskirchner Bürgermeister als der „Mann von unten.“ Nebenbei ließ er die Bemerkung fallen, dass er nach Abzug der Parteiensteuern 3900 Euro verdiene. Er nage nicht am Hungertuch. Dass er sich als Bürgermeister einmal ein zusätzliches Gehalt gegönnt hatte, was er nach Protesten wieder zurückgenommen hatte, blieb unerwähnt.
Babler beteuerte, dass er nie schneller als 100 Stundenkilometer fahre. Tempo 100 wolle er nicht gesetzlich regeln. „Ich komme aus einer südburgenländischen Pendlerfamilie, das Auto war mich früher ein Freiheitssymbol.“ Künftig sollte jedes Haus, jede Wohnung „innerhalb von 15 Gehminuten an den öffentlichen Verkehr“ angebunden sein. Die aktuelle CO-2-Bepreisung habe keinen Lenkungseffekt.
Wegen der Teuerung warf Babler der Regierung „unterlassene Hilfeleistung“ vor. In Österreich seien die Lebensmittelpreise um 16 bis 20 Prozent höher als in Deutschland, deshalb sollte die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ausgesetzt werden. Die Forderung nach Vermögenssteuern verteidigte Babler: „Wir gehen nur die Superreichen an.“ Auf die Frage, wie das Vermögen konkret ermittelt werden soll, ob es nicht zu bürokratisch sein, meinte Babler: „Wenn jemand um einen Wohnzuschuss ansucht, muss er sich bis auf die Unterhose ausziehen. Wenn er drei Euro drüber ist, verliert er den Zuschuss.“ Die Basis sei die Steuererklärung. Es selbst komme aus einer Häuslbauerfamilie. „Ich bin der Garant, dass es keine Häuslbesteuerung gibt."
32-Stunden-Woche ist eine "Detailfrage"
Dass in seinem Büro einst eine Leninbüste stand, sei falsch, dort hänge heute „ein vom Papst geweihtes Kruzifix des Bürgermeisters von Lampedusa.“ Einmal mehr brach er eine Lanze für eine 32-Stunden-Woche. „Wann immer die Arbeitszeit verkürzt wurde, hieß es, alles würde kollabieren.“ Stattdessen sei die Wirtschaft gewachsen, die Produktivität gestiegen. „Hätten wir damals nichts getan, würde die Menschen heute immer noch 50 bis 60 Stunden arbeiten und hätten nur zwei Wochen Urlaub.“ Auf die Frage, warum die SPÖ oder der ÖGB noch kein Modell für eine 32 Stunden-Woche ausgearbeitet habe, meinte der SPÖ-Chef: „Das ist eine Detailfrage.“
Babler kann sich einen Rechtsanspruch auf einen Facharzttermin innerhalb von zwei Wochen vorstellen, ein EU-Austritt bleibe ein Tabu. Würde Selenskyj neuerlich im Parament sprechen, würde er garantieren, dass alle SPÖ Abgeordneten anwesend wären. Zum Hinweis, dass die SPÖ derzeit alles andere als homogen auftrete, meinte Babler: „Ich bin der Team-Kapitän. Ich bin nicht gleichzeitig Mittelstürmer, Mittelfeldspieler, Tormann, Abwehrspieler.“ Die SPÖ habe einen guten Drive. „Wir bewerben die Sozialdemokratie als Alternative.“