Die Hälfte der österreichischen Jugendlichen wünscht sich ein Leben in einem Eigentumshaus. Das geht aus dem "8. Bericht zur Lage der Jugend in Österreich" hervor. Die Ergebnisse seien zum Teil widersprüchlich, sagte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) bei der Präsentation am Donnerstag: "Österreichs Junge sind weltoffen, wertkonservativ und vorsichtig." Weitere wichtige Themen seien Altersvorsorge, Klimawandel und psychische Gesundheit.
Der Jugendbericht wird planmäßig einmal pro Legislaturperiode veröffentlicht. Zuletzt wurde er allerdings 2016 publiziert. Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier erklärte die Vorgehensweise: "Die Daten wurden aus mehreren Vorstudien zusammengefasst." Drei Jahre sei Material von verschiedenen Forschungsinstituten gesammelt worden. Es handle sich also um eine Metastudie.
Geschlechterunterschiede bei Eigenheim
Beim Wunsch nach einem Eigenheim gibt es Geschlechterunterschiede. 59 Prozent der weiblichen, aber nur 39 Prozent der männlichen Befragten äußerten dieses Ideal. Insgesamt waren es bei den 16- bis 29-Jährigen 49 Prozent. Dieses Gefälle zeigt sich auch bei anderen Fragen, etwa nach dem Leben auf dem Land, oder Kinderwunsch. "Das ist in ganz Europa so", sagte Jugendforscher Heinzlmaier. Ein möglicher Erklärungsansatz sei die unterschiedliche Sozialisation.
Generell sei durch die diversen Krisen der vergangene Jahre die "Selbsterhaltung" in den Mittelpunkt gerückt, so Heinzlmaier. "Selbstloser Individualismus" stehe hier dem Wunsch nach Gemeinwohl gegenüber. Bei der Frage, was im Leben besonders wichtig ist, sei "Gesundheit durch Covid an die erste Stelle gekommen" sagte der Jugendforscher. 57 Prozent der Jugendlichen bezeichnen dieses Thema als zentral.
Sorgen über Teuerung und Inflation
Staatssekretärin Plakolm pochte beim Wunsch nach Eigentum auf die schwierige Finanzierung: "Die aktuelle Kreditlinie halte ich für gefährlich und realitätsfern." Problematisch seien auch hohe Baukosten und Zinsen, viele würden deshalb resignieren. "Wir brauchen Motivation für Anstrengung", so Plakolm. Nur 20 Stunden zu arbeiten sei auf Dauer "gefährlich". In diesem Zusammenhang wiederholte sie auch ihren Vorschlag einer Aktienpension.
Sorgen bereiten der Jugend vor allem die Themen Teuerung (44 Prozent), Inflation (35) und Kriege (34). Danach folgen Klimawandel mit 29 und psychische Gesundheit mit 28 Prozent. Diese beiden Bereiche wurden im Vergleich mit der Babyboomer-Generation besonders häufig genannt. Heinzlmaier: "Junge denken eher ans Klima und sind liberaler in Migrationsfragen - da gibt es einen massiven Unterschied."
Kritik an Plakolm
Reaktionen zum Tag der Jugend und dem Jugendbericht kamen von verschiedenen Organisationen. SOS-Kinderdorf wies in einer Aussendung etwa auf die psychische Belastung von Jugendlichen hin und forderte mehr kassenfinanzierte Therapieplätze und psychologische Unterstützung an Schulen. Ähnlich lauteten die Forderungen der Bundesjugendvertretung, die sich außerdem auch mehr Zukunftsperspektiven für Jugendliche wünschte. Für ein höheres Lehrlingseinkommen und mehr Mitbestimmung für Jugendliche im politischen Diskurs plädierte unterdessen die Österreichische Gewerkschaftsjugend via Pressemitteilung.
Scharfe Kritik an Plakolm kam von der Sozialistischen Jugend. Plakolm nehme junge Menschen etwa bei den Themen Wohnen und Work-Life-Balance nicht ernst und sei "das junge Gesicht des alten Systems", hieß es in einer Pressemitteilung.