Parteigeschichte. Während sich die AfD 2013 als rechtsliberale, EU-skeptische Bewegung formierte, blickt die FPÖ auf eine längere Geschichte zurück. Nach Kriegsende fand sich das „Dritte Lager“ zusammen, in den 50ern entwickelte sich daraus die FPÖ – inklusive Mitglieder mit nationalsozialistischer Vergangenheit. Heute sprechen AfD und FPÖ vorrangig Unzufriedene und Ungehörte an, die ihrem Ärger Luft machen wollen. Während die AfD vom Verfassungsschutz als „Verdachtsfall“ eingestuft wurde, steht die FPÖ nicht unter Beobachtung.
Strahlfigur. Während die AfD-Spitze dank internem Zank mehrfach wechselte, setzen die Blauen seit Jörg Haider auf Personenkult. An der Spitze steht ein streitbarer Mann mit Strahlkraft, der mit populistischen Themen punktete. Nach Haider führte Heinz-Christian Strache 14 Jahre lang die Partei, bis ihn die Ibiza-Affäre einholte. Norbert Hofer, der milde Töne anschlug, übernahm, bevor ihm Herbert Kickl das Ruder entriss. Er gilt heute als unangefochtener Frontmann, wenn auch mit weniger Volksnähe als seine Vorgänger.
Dagegen. Im Fokus von AfD und FPÖ steht bis heute Regierungskritik. Das Aufzeigen von Problemfeldern wird zum Markenkern, wie die AfD konzentriert man sich auch in der Freiheitlichen Partei auf die Themen Migration, Corona und Klimapolitik.
Radikal. Während der Ton bei der AfD seit der Gründung rau ist, wechselte der bei der FPÖ. In den 80ern gab man sich liberal, unter Haider wurde gegen politische Gegner teils untergriffig ausgeteilt, in den Regierungsjahren gab man sich staatstragend. Beide Parteien haben seit der Pandemie ihre Rhetorik verschärft und sorgen auch mit Russland-freundlichen Sagern seit Kriegsbeginn für Aufsehen.
Umfragen. In beiden Ländern bereiten die Umfragen den Regierungsparteien Kopfzerbrechen. Demnach würde die AfD im Bund aktuell 20 Prozent holen und nach der Union auf Platz zwei landen. In Österreich wird die FPÖ mit um die 28 Prozent auf Platz eins gesehen.
Koalitionsfrage. Eine Koalition mit der AfD gilt noch immer als fast unmöglich, die CDU diskutierte zuletzt zaghaft darüber. Man wüsste bei der Partei zudem nicht, was man bekommt. Bei der FPÖ ist das anders, drei Koalitionsbeteiligungen im Bund in den letzten Jahrzehnten und drei aktuelle auf Länderebene später gilt die Partei als – wenn auch wenig beliebte – Option. Bislang hat sich die FPÖ immer selbst aus den Regierungen im Bund geschossen. Und auch das eint beide Parteien: interne Machtkämpfe, die immer wieder auf offener Bühne ausgetragen werden. Ruhiger wird es in den eigenen Reihen vor allem dann, wenn die Umfragewerte steigen.