Die Wiener ÖVP hat wegen eines Mannes, der auf einer Parkbank im Bereich der Mariahilfer Straße geschlafen hat, eigens die Polizei geholt. Konkret war Parteichef Karl Mahrer von Silvio Heinze, einem Bezirksrat der Grünen in Neubau, beobachtet worden, wie er die Exekutive verständigte.
Die Aktion soll von der ÖVP auch gefilmt worden sein. Die Stadt dankte Mahrer für das Engagement für Obdachlose, empfahl aber künftig, sich an die zuständigen Hilfseinrichtungen zu wenden.
Er habe Mahrer dabei beobachtet, wie er dabei gewesen sei, einen "Skandal" zu produzieren, ließ Heinze via Twitter wissen. Der ÖVP-Chef habe nicht nachgefragt, wie es dem Mann gehe, und auch die Rettung nicht verständigt, teilte der Grün-Politiker mit.
Mahrer weist Kritik zurück
Mahrer selbst reagierte ebenfalls auf dem Kurznachrichtendienst. Er habe gesehen, dass bei dem Mann eine Atmung vorhanden gewesen sei. Für eine "Prüfung des Sachverhalts" habe er die "Profis", also die Polizei, verständigt.
Die Situation, dass Menschen vermehrt auf Bänken oder "am Boden unter Flaschenbergen" liegen, sei nicht akzeptabel, befand der VP-Politiker. Man wolle "hinschauen" und Verbesserungen für Anrainerinnen und Anrainer finden.
Mahrer bestätigte, mit einem "Team" unterwegs gewesen zu sein. Zuletzt hatte er bereits mit einem Videodreh am Brunnenmarkt für Verwunderung gesorgt. Dort hatte er Unternehmer gefilmt und beklagt, dass diese zum Teil aus anderen Ländern stammen. "Syrer, Afghanen und Araber" hätten am Markt "die Macht" übernommen, so seine Diagnose.
Hacker lädt Mahrer zu ehrenamtlicher Arbeit in Betreuungseinrichtung ein
Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) empfahl Mahrer am Freitag, sich noch intensiver mit den Problemen wohnungsloser Menschen zu beschäftigen und sich "gleich nützlich" zu machen. Er lud den Wiener ÖVP-Chef ein, einen Tag lang in einer entsprechenden Betreuungseinrichtung ehrenamtlich tätig zu sein. "Das hilft sicher mehr, als die Polizei mit einem Mittagsschlaf zu beschäftigen", vermutete Hacker gegenüber der APA.
"Danke an das große Engagement von Herrn Mahrer in diesem Zusammenhang. Gerade er muss aber wissen, wie es um die Ressourcen der Polizei in Wien bestellt ist", hielt auch der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, fest.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialarbeit seien im öffentlichen Raum unterwegs, um hier Hilfestellung zu bieten. Verwiesen wurde auch auf die Tageszentren, in denen sich Betroffene an heißen Tagen etwa von der Hitze erholen können.