In einer Woche starten auch die Steiermark und Kärnten in die Ferien. Viele ukrainische Schülerinnen und Schüler haben jetzt erfahren, dass sie aufsteigen, was ihnen zuvor trotz bestandenen Deutschtests verwehrt blieb. Warum kam die Lösung so spät?
Martin Polaschek: Als ich von diesem Problem erfahren habe, wurde das Haus von mir instruiert, eine Lösung zu finden. Wir haben das schnell erledigt.
Videoumfrage: Dauern die Ferien zu lange?
Eine Lösung suchen Sie auch für den Lehrermangel mit einer groß angelegten Offensive nach dem Motto "Klasse Job". Geht das auf?
Ja. Wir haben umfangreiche Maßnahmen gesetzt, um zu erinnern, dass das Lehramt ein attraktiver Job ist. Zudem haben wir schon über 1000 Quereinsteiger, die in den Schulbetrieb einsteigen können. Wir versuchen noch weiter, junge Menschen für ein entsprechendes Studium zu gewinnen, das wir auch gerade reformieren.
Das wird auch nötig sein, wenn aktuell offenbar jeder dritte Lehramtsstudent abbricht.
Diese Zahl konnte ich noch nicht verifizieren, aber es gibt ja auch an einigen Unis und FHs Auswahlverfahren, um zu prüfen, ob die jungen Leute für diesen Beruf geeignet sind. Und sie werden möglichst früh mit Schulalltag konfrontiert.
Viele klagen genau darüber, dass Praxis und Ausbildung nicht miteinander vereinbar seien. Müsste man nicht hier ansetzen?
Das liegt aber in der Verantwortung der Institutionen, die müssen gewährleisten, dass beides möglich ist. Aber da sehe ich noch Verbesserungsbedarf.
Bestehendes Lehrpersonal empfand Ihren Jobaufruf als Farce, man sei ausgelaugt und müde. Wie können Sie von Junglehrern, die in so ein Umfeld kommen, erwarten, dass sie bleiben?
Gerade Lehrer, die über Überforderung und zu wenig Personal klagen, sollten sich überlegen, ob es hilfreich ist, wenn sie so Werbung für ihren Beruf machen. Wir bemühen uns, die Arbeit für das Lehrpersonal zu erleichtern. Ich habe zwei Erlasse erlassen, um administrativen Mehraufwand aus den Schulen zu nehmen. Zudem sind die Personalvertreter aufgefordert, vorzuschlagen, was man noch ausgliedern könnte. Aber ja, wir werden mehr administrative Unterstützung brauchen. Zudem werden wir ein neues Berufsbild der Freizeitpädagogik schaffen. Ihr zu schaden, wie es fälschlicherweise dargestellt wurde, war nie geplant.
Die Kritik war, dass die Freizeitpädagogen in diese neuen Pläne nicht eingebunden waren.
Man kann nur einbinden, wenn konkrete Pläne am Tisch legen. Wir arbeiten an einem Gesamtkonzept.
Sollte man für dessen Erstellung nicht jene zurate ziehen, die die Arbeit täglich machen?
OECD, Rechnungshof und Co. haben genau festgelegt, was es braucht. Das Datenmaterial ist hier eindeutig.
Sie wollen angeblich die Fachbereichsarbeit abschaffen, weil nicht mehr überprüfbar sei, wenn diese mithilfe von Künstlicher Intelligenz entsteht. Stimmt das?
Die KI bedeutet neue Herausforderungen, auch für Arbeiten an den Unis. Wir werden uns hier etwas überlegen müssen, eine Arbeitsgruppe wird im Herbst dazu Vorschläge vorlegen. Man könnte überlegen, ob allgemeine Themen für vorwissenschaftliche Arbeiten überhaupt noch geeignet sind. Oder man mehr auf Empirie setzt. Das werden wir diskutieren.
Die Coronazeit brachte für Schüler viele Erleichterungen, die Rückkehr zu den alten Regeln offenbart nun große Defizite. Wie soll das aufgeholt werden?
Es hat sich gezeigt, dass Kinder zum Teil psychisch unter Corona gelitten haben. Ich sehe da vor allem das Gesundheitssystem mit psychologischer Unterstützung in der Pflicht, das ist nicht mein Bereich. Wir sollten aber generell wieder mehr auf Leistung in den Schulen achten, nicht nur darauf, was alles nicht sein darf. Schule bedeutet auch, dass Kinder dort Qualifikationen fürs Leben mitbekommen.
Sind die Schüler nicht mehr daran gewöhnt, dass man in der Schule lernen muss?
Teilweise bekommen wir solche Rückmeldungen.
2008 hat Österreich die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ratifiziert, seither wird uns in der Bildung ein "Nicht genügend" bei der Inklusion attestiert. Zuletzt wurden gar Rückschritte angeprangert. Wie kann man das rechtfertigen?
Ich höre von den Experten aus meinem Haus, dass diese Interpretation so nicht ganz stimmt. Ich werde mich aber für weitere Verbesserungen einsetzen.
Der aktuelle Prüfbericht des unabhängigen Monitoringausschusses soll nicht korrekt sein?
Wir konnten uns noch nicht mit allem auseinandersetzen, mir wurde aber der Eindruck vermittelt, dass es da teils verschiedene Interpretationen gibt.