In Südtirol ist eine Diskussion um das Aufstellen neuer Gipfelkreuze ausgebrochen. Grund dafür war Marco Albino Ferrari, Redaktionsleiter des italienischen Alpenvereins CAI, der sagte: "Niemand will die bereits aufgestellten Kreuze entfernen, es sollen aber keine weiteren aufgestellt werden", so Ferrari.
Berggipfel sollen laut ihm ein neutrales Gebiet sein. Das sieht auch der Österreichische Alpenverein so. Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora erklärte in einem Interview gegenüber dem ORF Tirol, dass man eine ähnliche Meinung wie der italienische Alpenverein vertrete.
ÖVP reagiert auf Gipfelkreuz-Debatte
Damit wird die Debatte nun auch in Österreich geführt. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig betont: "Gipfelkreuze sind Teil unserer christlichen Tradition und unserer alpinen Kultur. Wie die Kirche in jedem Dorf ihren fixen Platz hat, sind Gipfelkreuze aus unserem alpinen Landschaftsbild nicht mehr wegzudenken." Laut Totschnig seien Gipfelkreuze ein Zeichen der Dankbarkeit, der Spiritualität und ein Zeichen, dass man sein Ziel erreicht habe. "Gipfelkreuze gehören zu unseren Bergen und dort sollen sie auch bleiben", so Totschnig.
Auch für Jakob Wolf, Klubobmann der Volkspartei Tirol, sind Gipfelkreuze Teil der Tiroler Identität. "Sie sind nicht nur markante Orientierungspunkte und stehen symbolisch für den Gipfelsieg und eine bewältigte Herausforderung, sondern repräsentieren auch Tradition und Glaube", so Wolf. Er spricht sich gegen ein Verbot für das Aufstellen neuer Gipfelkreuze aus. "Denn durch diese Symbolik wird unsere Identität und Verbundenheit mit den Bergen manifestiert. Ein derartiges Verbot würde für mich einem Bruch unserer alpinen Traditionen gleichkommen", sagt Wolf.
Alpen seien bereits erschlossen
Schon vor 100 Jahren habe der Alpenverein beschlossen, keine neuen Wege und Hütten mehr zu bauen, betont hingegen Ermarcora, und in den 1980er-Jahren habe der Hauptausschuss des Alpenvereins beschlossen, keine neuen Gipfelkreuze mehr aufzustellen. "Es gibt genug." Die Gipfelkreuze seien ein Kulturgut. Das habe aber wenig mit religiösen Motiven zu tun.
"Die Alpen sind erschlossen. In der Satzung wird die Erhaltung der Ursprünglichkeit und Schönheit der Bergwelt genannt", sagt Ermacora. Laut Alpenverein gibt es in den West- und Ostalpen rund 4000 Gipfelkreuze. Die bestehenden Gipfelkreuze sollen natürlich bleiben, betonte Ermacora. Wenn ein altes Kreuz morsch werde, werde man es austauschen. "Neue brauchen wir aber nicht mehr", so der ÖAV-Präsident.
Sandra Czadul