Wachablöse bei der Fraktion Sozialdemokratische Gewerkschafter: Im Vorfeld des Bundeskongresses des ÖGB rückt der Vorsitzende der Bau- und Holzgewerkschaft, Josef Muchitsch, zum neuen Chef der roten Gewerkschaftsfraktion auf. Im Frühjahr hatten sich die Führungsgremien auf den kämpferischen Steirer verständigt, am Dienstag erfolgt die Wahl im Kreis der Fraktion. Muchitsch ist der erste Steirer, der diese hohe Funktion der Gewerkschaft bekleidet. Zuletzt war Rainer Wimmer FSG-Chef, davor Wolfgang Katzian. In der Vergangenheit prägten Wilhelm Haberzettl, Rudold Nürnberger, Adold Czettel, Karl Sekanina dieses Amt.

Ohne Details seiner Antrittsrede enthüllen zu wollen, meint Muchitsch im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, die Gewerkschaften seien angesichts der multiplen Krisen "mehr denn je gefordert". Angesichts der äußeren Umstände komme es zu Verschiebungen im sozialen Gefüge des Landes. "Die Verteilungsgerechtigkeit ist wichtiger denn je." Dringenden Handlungsbedarf ortet Muchitsch bei den Übergewinnen, dem Arbeitszeitgesetz, bei der Kinderarmut, im Kampf gegen Sozialdumping sowie bei den Karenzzeiten, die von 24 auf 22 Monate reduziert worden sind.

"SPÖ erstmals wieder mit klarer Handschrift"

Dem neuen SPÖ-Chef Andreas Babler streut Muchitsch Rosen. "Das kann eine hoffnungsvolle Zusammenarbeit werden." Bablers Ankündigungen seien "Balsam auf den Wunden der Funktionäre", die in den letzten Jahren, seit der Wahlniederlage 2017, wenig Erfreuliches miterleben konnten. Babler trete nicht als Bittsteller auf, sondern kämpfe dafür, dass "alle auch ein Stück des Kuchens des Wohlstands" erhalten.

"SPÖ kann im Teich der Nichtwähler fischen"

Er, Muchitsch, sei "zuversichtlich, weil es wieder eine klare Handschrift im Bereich der sozialen Gerechtigkeit" gebe – auch im Hinblick auf die Nationalratswahlen, die wahrscheinlich 2024 über die Bühne gehen werden. Muchitsch glaubt, dass der neue SPÖ-Chef vor allem im Teich der Nichtwähler fischen könne, wohin sich in den letzten Jahren einstige sozialdemokratische Wähler in ihrer Unzufriedenheit verabschiedet haben.