Die Wahlkommission der SPÖ hat nach dem Auszählungsdebakel bei der Vorsitzwahl Dienstagvormittag mit der Neuauszählung der Stimmen vom Parteitag in Linz begonnen. Die Sprecherin der SPÖ-Wahlkommission, Michaela Grubesa, ist zurückgetreten. Nach APA-Informationen hat sie die in Wien laufende Sitzung der Wahlkommission bereits verlassen. Die Neuauszählung der Delegiertenstimmen vom SPÖ-Sonderparteitag dauerte indessen an.
Die Mitglieder des Gremiums waren großteils früh in der Parteizentrale erschienen oder über Seiteneingänge in das Gebäude gekommen. Mit Medien sprechen wollte jedenfalls niemand. Wenn es ein Ergebnis der Neuauszählung gibt, ist auch ein Medienauftritt des wohl neuen Parteichefs Andreas Babler geplant.
Dieser hatte selbst die Neuzählung angeregt, nachdem bekannt geworden war, dass doch Babler am Parteitag die meisten Delegiertenstimmen hatte und damit legitimer SPÖ-Chef sei. Begleitet wird diese von einem Notar, Philipp Nierlich.
Eingeschweißte Stimmzettel
Betont wurde von SPÖ-Seite auch, dass die Stimmzettel des außerordentlichen Bundesparteitags in Linz eingeschweißt auf einer Palette von Linz nach Wien transportiert worden seien. Die Stimmzettel seien in der Bundesgeschäftsstelle verwahrt und erst im Zuge der Neuauszählung gestern wieder geöffnet worden. Zuletzt war gerüchteweise der Vorwurf laut geworden, die Zettel wären unversiegelt in einem Sackerl nach Wien gelangt.
Am Parteitag war noch Hans Peter Doskozil mit 53 Prozent zum Sieger erklärt worden. Doch fehlte im offiziellen Ergebnis eine Stimme. Nach der verlorenen Stimme wurde am Montag geforscht und dabei gleich der Fehler entdeckt, dass Doskozils und Bablers Stimmen jeweils falsch zugeordnet wurden.
Seltsame Vorgänge
Seltsam am neuen Ergebnis war, dass plötzlich jede der beiden Seiten eine Stimme mehr hatte als noch am Parteitag, während die Zahl der ungültigen Stimmen gleich blieb. Dabei hatte die Leiterin der Wahlkommission, Grubesa, bei einer Pressekonferenz am Nachmittag noch gemeint, dass die ursprünglich verloren gegangene Stimme eine ungültige gewesen sei.
All das sollte sich am Dienstag klären. Wird Babler bestätigt, wird der neue Parteichef die Gremien einberufen lassen, bei denen auch das künftige Spitzenpersonal in Parteizentrale und Klub bestimmt werden soll. Dies war ursprünglich für Mittwoch geplant, könnte sich aber nun bis hinein in die kommende Woche verzögern.