"Ich will nicht herumschwurbeln: Das ist einer der schlimmsten Tage für die Sozialdemokratie in den letzten Jahrzehnten." Mit diesen Worten kommentierte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser die schwere Wahl-Panne, die beim SPÖ-Bundesparteitag am Samstag zur Kür des falschen Parteichefs geführt hatte.
Als einer der führenden Funktionäre wolle er sich nun bei allen Mitgliedern, Funktionären und Sympathisanten "entschuldigen, so etwas ist normalerweise nicht möglich, ein Super-GAU, der hier geschehen ist", erklärt Kaiser in der "Zeit im Bild 2". Er hoffe, dass die Wahlschlappe eine "einmalige Sache" sei, "es ist ein Fehler und diesen Fehler büßen wir".
Am Nachmittag war die Bombe geplatzt, in einer eilig einberufenen Pressekonferenz verkündete die Leiterin der Wahlkommission, dass die Wahlergebnisse am Parteitag am Samstag vertauscht wurden. Nach 48 Stunden als vermeintlicher Parteichef muss Hans Peter Doskozil seinem Kontrahenten Andreas Babler im Anschluss gratulieren. Babler selbst gibt sich vorsichtig und verlangt eine erneute Auszählung der Stimmen, bevor er die Partei übernehmen will.
Klärung am Dienstag, Kontrollkommission möglich
Kaiser begrüße es, dass Babler vor dem Setzen nächster Schritte eine weitere Überprüfung der Wahlstimmen gefordert hat, das solle morgen geschehen. Dies sei nun "so rasch wie möglich durchzuführen", auch eine Kontrollkommission wäre für Kaiser denkbar. Er selbst sei jedenfalls "schwerst getroffen und enttäuscht". Man müsse diesen Vorfall nun mit guter Arbeit vergessen machen.
Es brauche nun schnell ein gesichertes Ergebnis, eine mögliche Wiederholung des Sonderparteitages wolle er nachdem, "was ich heute erlebt habe", nicht ausschließen. Auch wegen des Umstandes, dass beim neuen Ergebnis nun offenbar zwei Stimmen mehr auftauchen. Dass mit Babler nun ein anderer Kandidat als jener bei der Mitgliederbefragung gewinnt, kommentierte Kaiser nur damit, dass der Parteivorstand das Vorgehen der Wahl eben so beschlossen habe. Weitere Schritte nach diesem "fatalem Gau" müsse nun das Präsidium klären.
Auch unter einem Chef Babler werde die SPÖ aber nicht von ihrer pro-europäischen Haltung abrücken, versicherte Kaiser angesichts der scharfen EU-Kritik von Babler, die im Vorfeld des Parteitages in einem Video publik wurde. Wen er selbst am Samstag gewählt hat, wollte der Landeshauptmann nicht verraten.