Der umstrittene SPÖ-Geschäftsführer Christian Deutsch wird sich nach dem Parteitag am Samstag zurückziehen. Das ließ er die Genossinnen und Genossen in einer persönlichen Mitteilung wissen, die am Mittwoch per E-Mail versandt wurde und der Kleinen Zeitung vorliegt: "Nach fast vier Jahren in dieser verantwortungsvollen Position blicke ich auf bewegte Zeiten zurück", schreibt er.
In seinem Schreiben kommt er zu einer positiven Bilanz: Man habe "mehrere erfolgreiche Kampagnen" geführt und die Parteifinanzen saniert: "Der übernommene Schuldenberg wurde drastisch reduziert, die Partei wäre 2025 bei Festhalten am verantwortungsvollen Budgetkurs schuldenfrei." Wegen der Einsparmaßnahmen, die auch Personal betrafen, wurde erstmals öffentlich breiter Unmut über Pamela Rendi-Wagner und den von ihr eingesetzten Geschäftsführer laut.
"Haben Neuland betreten"
Auch die Mitgliederbefragung verteidigt er: "Und auch wenn diese Befragung von Anfang an von Diskreditierungen begleitet war, steht fest, dass diese Befragung mit größter Sorgfalt durchgeführt wurde sowie sicher und korrekt abgelaufen ist. Ja, wir haben hier Neuland betreten und den Mitgliedern mehr Mitbestimmung ermöglicht."
Der Schritt kommt nicht überraschend: Deutsch setzte alles daran, Pamela Rendi-Wagner als Parteichefin zu halten. Nachdem sie bei der Mitgliederbefragung auf dem dritten Platz landete, kündigte sie ihren Rückzug an. Sowohl Andreas Babler als auch Hans Peter Doskozil haben angekündigt, in der Parteizentrale personelle Änderungen vorzunehmen, wenn sie die Wahl für sich entscheiden.
Deutsch stammt aus der Wiener SPÖ und ist für diese auch weiter als Landtagsabgeordneter tätig. Unter Michael Häupl diente er in der Stadtpartei zeitweilig auch als Landesgeschäftsführer, setzte sich später aber verstärkt für dessen Nachfolger Michael Ludwig ein. Deutsch gilt insbesondere als Vertrauensmann der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures. Kritik heimste er vor allem von den Länderorganisationen der SPÖ ein.