Er hat sich lange bitten lassen. Als sich Mitte März abzeichnete, dass der Machtkampf zwischen Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil offen ausgetragen wird, riefen die ersten Genossen bei Andreas Babler an, und baten ihn, ebenfalls in den Ring zu steigen. Doch Babler winkte ab – bis der Wiener Lokalpolitiker Nikolaus Kowall mit seiner Kandidatur das Eis brach, woraufhin Babler nachzog, was wiederum Kowall zum Rückzug bewog, der Babler seither bei seinem Griff nach der Macht unterstützt.

Der 50-jährige Bürgermeister von Traiskirchen, wo das größte Asylzentrum Österreichs steht, meldete sich in der Vergangenheit immer wieder mit kritischen Wortmeldungen zur Asyl- und Integrationspolitik – auch jener der SPÖ. Er forderte mehr Menschlichkeit in der Flüchtlingspolitik, und erreichte als Bürgermeister jener Gemeinde, die damit am unmittelbarsten konfrontiert ist, 72 Prozent der Stimmen. Für ihn der Beweis, dass es auch anders gehen kann. Das versuchte er in den letzten Wochen im innerparteilichen Wahlkampf bei seiner Tour durch alle Bundesländer zu vermitteln. Mehrere Tausend neue Mitglieder wären seinetwegen der Partei beigetreten, erzählen seine Unterstützer. Dass der Politikwissenschafter Peter Filzmaier ihn in der ZiB2 als „hochstilisierten Pseudoheld einer Wiener Twitterblase“, bezeichnete, ließ bei seiner Fanbasis die Wogen hochgehen.

Überraschender Erfolg

Und trotzdem: Dass Babler, der Spontankandidat mit der geringsten Bekanntheit, bei der Mitgliederbefragung aus dem Stand fast ein Drittel der Stimmen bekam – mehr als Pamela Rendi-Wagner – überraschte ihn und sein Team am Montagabend sichtlich. Und es weckte den Kampfgeist. Von Anfang an hatte Babler angekündigt, bei einem knappen Ergebnis werde er am Parteitag vor den Delegierten kandidieren und eine Kampfabstimmung erzwingen. Am Montagabend wünschte sich sein nunmehriger Unterstützer Kowall eine zweite Runde der Mitgliederbefragung, damit ein Kandidat die absolute Mehrheit bekommt. Und Babler selbst will „unbedingt in eine Stichwahl gehen“.