Die SPÖ-Mitgliederbefragung ist seit Mitternacht zu Ende (aber noch nicht ausgezählt, das wird – wie berichtet – bis 22. Mai dauern), zur Ruhe kommt die Partei aber bis auf Weiteres nicht. Abseits mal besser, mal schlechter begründeter Spekulationen, wie der Dreikampf um die Parteiführung zwischen Pamela Rendi-Wagner, Andreas Babler und Hans Peter Doskozil ausgehen könnte, machen auch verschiedene Gerüchte die Runde.

Zum Beispiel darüber, wer in der Auszählung der Stimmen aktuell vorne liegt. In der "Krone" erschien vor Kurzem – pikanterweise noch vor Ende der Befragung – ein Artikel, dass der Stapel von Doskozil "klar am höchsten, jener von Babler klar am niedrigsten" gewesen sei.

Was dahintersteckt: Am Montag dieser Woche hatte ein Teil der SPÖ-Wahlkommission dem niederösterreichischen Unternehmen Dataform in Großebersdorf einen Besuch abgestattet. Dataform, Teil der mit der Auswertung der Befragung Gruppe, holt jeden Tag die per Post eingelangten Stimmkuverts ab und bereitet sie für die maschinelle Auswertung vor.

Zu dieser Vorbereitung gehört offenbar auch, dass Mitarbeiterinnen die Kuverts öffnen und "vorsortieren". Auf den Tischen der Beschäftigten seien während ihres Besuchs jeweils drei Stapel gelegen, erzählen mehrere Mitglieder der Wahlkommission der Kleinen Zeitung.

Das sei aber keine Vorauszählung gewesen, sondern nur eine Sortierung – und zudem eine Momentaufnahme: Es würden immer nur die Stimmzettel, die an einem einzelnen Tag ankommen, sortiert, einen Tag später könne das Bild ein ganz anderes sein. Zudem seien hier nur die Briefe gelagert – die digitalen Stimmen (die theoretisch ein völlig anderes Bild zeichnen könnten) würden von einem anderen Unternehmen ausgewertet. Und zuletzt hatten unterschiedliche Mitglieder der Wahlkommission auch unterschiedliche Wahrnehmungen bezüglich der Mehrheitsverhältnisse in den Stapeln.

Sicherheitsexperten: "Wahlmanipulation möglich"

Das IT-Sicherheitsunternehmen Certitude ortet unterdessen Sicherheitslücken bei der digitalen Abstimmung. Der Zugangscode, mit dem sich die 150.000 SPÖ-Mitglieder für die Wahl anmelden konnten, besteht nämlich aus einer siebenstelligen Kombination aus Kleinbuchstaben und Ziffern. Ein Computer könnte diesen Code knacken, in dem er alle Optionen durchprobiert, heißt es in einer Aussendung. Die SPÖ dementiert: Sie habe mit ihren IT-Experten bereits im Vorfeld der Befragung eine Reihe von Sicherheitsmechanismen eingerichtet habe, um das Erraten von Abstimmungscodes zu verhindern.